Moravec,_Fritz1

100 Jahre Fritz Moravec – BERGSTEIGEN ALS BERUFUNG

*27. April 1922, Wien – †17. März 1997, Wien
Ausstellung im Hietzinger Bezirksmuseum zum 100. Geburtstag
Ehrenschutz: Kurt Diemberger, Erstbesteiger von zwei Achttausendern,
und Silke Kobald, Bezirksvorsteherin von Hietzing

MoravecVeranstaltungen zu Fritz Moravec Gedenken:
Am 27. April 2022 um 14:30 Uhr findet eine „Sternenthüllung“ zu Fritz Moravec 100. Geburtstag statt, „Walk of Fame“ – Ekazent Hietzing;
Im Mai „Auf den Spuren von Fritz Moravec in Hietzing“ Kulturwanderung mit Klaus Daubeck, anschl. Ausstellungsbesuch;
Am 21. Juni 2022, 19 Uhr „Berg und Tal – ein Konzert für Fritz Moravec“ des Wiener Komponistenquartetts mit Uraufführungen zum 100. Geburtstag.
Termine auf www.bezirksmuseum.at/de/bezirksmuseum_13/veranstaltungen/ Eintritt frei – Spenden für das Museum erbeten.
Anmeldung erforderlich: E-Mail: fritz.m100@hotmail.com;
Tel. 01 877 76 88 (Öffnungszeiten)
Ausstellung: Bis 29. Juni 2022, Bezirksmuseum Hietzing, Am Platz 2, 1130 Wien, Email: bm1130@bezirksmuseum.at;
Öffnungszeiten: Mi 14-18 Uhr, Sa 14-17 Uhr, Schulferien/Feiertage geschlossen; Führungen nach Vereinbarung auch außerhalb der Besuchszeiten.

00000005071Grußbotschaft von Kurt Diemberger zum am Eröffnungsabend der Ausstellung. Leider war es ihm nicht möglich, persönlich dabei zu sein. Er hofft aber diesen Besuch im späteren Frühjahr nachholen zu können: „Es ist ein großes Ereignis, dass die Ausstellung „In Memoriam Fritz Moravec“ nun für Monate Kunde über das Schaffen des großen Bergerziehers, Erkunders und sein Leben „Zwischen Null und Achttausend“ geben kann; sei es über Begegnungen mit Menschen im dunklen Erdteil Afrika oder in den eisigen Höhen des Karakorum und Himalaya sowie bei der Erstbesteigung des Gasherbrum II, des dritten Achttausenders, der von Österreichern erstbestiegen wurde. Mich freut es, nicht nur als seinen Freund, ganz besonders, dass diese Ausstellung gestaltet wurde – zur immerwährenden Erinnerung!
Mit Fritz verbanden mich Jahre der Freundschaft. Ich bewunderte den Achttausender-Bezwinger nicht nur als gründlichen Expeditionsleiter, sondern fühlte mich ihm auch verbunden für seinen Sinn des Weitergebens von Können und Erfahrung als Begründer der Institution „Bergsteigerschule“. (Dieser Schule am Mooserboden vertraute ich sogar Familienmitglieder an.) Beide waren wir überzeugt, dass die Jugend nicht nur Vorbilder braucht, um den Sinn des Bergsteigens zu verstehen – nämlich allen Widrigkeiten zum Trotz mit dem Partner ein hohes Ziel zu erreichen – sondern dass erst in einer „Lebensschule“ die Sicherheit errungen werden muss, dank derer man dann immer wiederkehrt … zurück ins Tal und empor zu den Gipfeln. Es freut mich sehr, dass die Ausstellung so genau und detailliert gestaltet wurde!“

Lutz Maurer:Am 7. Juli 1956 erreichten Expeditionsleiter Fritz Moravec, Sepp Larch und Hans Willenpart den Gipfel des Gasherbrum II (Erstbesteigung). Am 13. Mai 1960 schaffte Kurt Diemberger auf dem Dhaulagiri (8.167 m) zusammen mit den Schweizern Ernst Forrer, Albin Schelbert, Peter Diener sowie den Sherpas Nawang Dore und Nyima Dorje seine zweite Erstbegehung eines Achttausenders. Profitiert hatte das Team von den Erfahrungen der Österreicher, die unter Führung von Moravec schon 1959 fast den Gipfel erreicht hätten. Nach einem Wettersturz und dem Tod von Heini Roiss wurde das Unternehmen damals abgebrochen.

Fotos: Archiv Ölmüller

Prof. Fritz Moravec: Forschungsreisender, Expeditionsbergsteiger, Schriftsteller, Vortragender, Alpinpädagoge … wurde als Sohn eines Lokomotivführers in Wien geboren. Er besuchte die dortigen Pflichtschulen, machte einer Schlosserlehre und studierte Maschinenbau. Im ersten Weltkrieg kämpfte sein Vater als Militärbergführer an der Dolomitenfront. Von ihm erbte Fritz die Begeisterung für die Berge. Während sich der Vater im steilen Fels zu Hause fühlte, reizte den Sohn das Eisklettern.
1942 rückte Fritz Moravec zu den Gebirgstruppen ein – als Hochgebirgssanitäter im Kaukasus. Nach der Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft 1946 war er zwei Jahre als Arbeitsinspektor tätig. Als Fachlehrer unterrichtete er an der Berufsschule für Schlosser nach Studien in Psychologie und Pädagogik.
In den Nachkriegsjahren unternahm Fritz Moravec Bergtouren im Gesäuse und den Hohen Tauern. Er leitete schon damals eine Jugendgruppe. Um jungen Menschen die Schönheit der Bergwelt näher zu bringen, hielt er Jungbergsteigerlager ab – mit Eis- und Kletterkursen.
Ab 1950 war es Österreichern wieder möglich, Auslandsreisen zu unternehmen. Mit seinem Fahrrad radelte Fritz zum Matterhorn. Nun fuhr er Jahr für Jahr in die Westalpen. Die großen Eiswände und Überschreitungen hatten es ihm angetan: Breithorn-Nordwestwand, Lyskamm-Diretissima, Nordwand, Castor-Nordwestwand, gesamte Nadelgratüberschreitungen und andere.
1954 wurde er in die erste, von der Österreichischen Himalaya-Gesellschaft veranstalteten, Expedition berufen – zum Saipal.
1955 betraute man Fritz mit der Leitung der „Afrika-Ruwenzori Expedition“.
1956 gelang Fritz als Expeditionsleiter die Erstbesteigung des 8035 m hohen Gasherbrum ll mit Sepp Larch und Hans Willenpart. Fritz Moravec am 25. September 1995 in seinem Vortrag „Himalaya-Bergsteigen einst und heute“ im Wiener Rathaus: „In
8035 Meter Höhe war es so warm, dass wir sogar die Anoraks auszogen. Kein Wölkchen stand am Himmel, es herrschte Windstille … Da auf den beiden Felszacken für den Steinmann kein Platz war, bauten Hans und Sepp ein kleines Gipfelzeichen am Rand des Firnfeldes auf. Ich schrieb währenddessen unsere Route, den Tag, die Stunde und unsere Namen auf ein Stück Papier. Den Zettel steckte ich mit den Ersteigungsdaten in eine leere Filmdose und legte als Dank für das Gelingen dieser großen Bergfahrt ein Muttergottesmedaillon dazu. Von diesem, welches mir meine Mutter während des Krieges geschenkt hatte, trennte ich mich sehr schwer, aber ich wollte ein kleines Opfer bringen. Die Metallbüchse umhüllte ich mit einem österreichischen Staatswimpel, meine Gefährten legten sie in die Steinpyramide.“
1957 Das Hochland der Riesenkrater in Ostafrika;1958 Nord-Süd Durchquerung Ny Frieslands, Spitzbergen;
1959 Leitung der Dhaulagiri-Expedition, die zwar am 27. Mai wetterbedingt 300 m unterhalb des Gipfels scheiterte, aber durch die erstmalige Erkundung und Absicherung der Route über den Nordostgrat den Erfolg der Schweizer Expedition mit Kurt Diemberger im folgenden Jahr vorbereitete.
1960 Eine weitere Expedition nach Spitzbergen;
Ab 1962 Einladung als bergsteigerischer Leiter die erste niederländische Himalaya-Expedition in den Langtang-Himal zu führen, andererseits boten die Naturfreunde an, in der Glocknergruppe eine Bergsteigerschule aufzubauen. Moravec entschied sich für das Ausbildungsprojekt, denn er betrachtete es als eine wichtige Lebensaufgabe, Menschen vor Bergunfällen zu bewahren. Mit Medizinern, Psychologen, Pädagogen, Juristen, Eltern und Berglehrern entwickelte er ein spezielles alpines Ausbildungsprogramm für 10 bis 13-jährige, das weltweit anerkannt wurde.
30 Jahre leitete er die Hochgebirgsschule Glockner-Kaprun (nach seinem Tod „Fritz Moravec-Hochgebirgsschule“).
1964/65 Aufenthalt in Israel, um schwer zugängliche Höhlen für wissenschaftliche Zwecke zu erschließen.
1965 Leitung der Naturfreunde-Anden-Expedition auf den Aconcagua;
1970/71/72 Ausbildung des Mount Kenia-Bergrettungsteams in Kenia und Österreich;
1974 Lahul-Himalaya;
1980 bis 1996: 40 Reisen nach Tibet, davon 8 Mal die Kailash-Umrundung. Sein „Traumland“ entdeckte Moravec im Buch „Zum heiligsten Berg der Welt“, von Herbert Tichy, das ihm sein Vater zum 15. Geburtstag schenkte. Tichy und Moravec wurden in späteren Jahren Freunde und wollten sogar 1988 nochmals gemeinsam den Berg
Kailash umrunden. Leider starb Tichy 1987. Moravec konnte nur mehr Tichys Vermächtnis erfüllen und seinen am Cho Oyu abgefrorenen Finger an der Nordseite des Kailash in die Erde legen.
Ab 1992 begründete Fritz Moravec Partnerschaften zwischen fünf tibetischen und österreichischen Schulen, um den Kindern die Kultur des jeweils anderen Landes näher zu bringen.
17. März 1997: Fritz Moravec starb vor 25 Jahren.
Am 27. April 1999 (seinem 77. Geburtstag) wurde auf Antrag der Bezirksvorstehung Hietzing ein Weg auf den Küniglberg als „Fritz Moravec-Steig“ benannt.
Fritz Moravec schrieb vier Bücher: Weiße Berge – Schwarze Menschen (1958); Dhaulagiri – Berg ohne Gnade (1960); Gefahren und Gefährten – Abenteuer auf Spitzbergen (1961); Himalaya-Bergsteigen einst und heute – Von den ersten Erkundungen zu den käuflichen Gipfeln (Erschien 1998 nach seinem Tode). Der Inhalt dieses Buches hätte ein großer Vortrag bei den Wiener Vorlesungen im Festsaal des Wiener Rathauses werden sollen. Einen Tag vor dem Termin wurde Fritz Moravec notoperiert und konnte diese für ihn so wichtige Thematik nicht mehr vor Publikum abhandeln. Weiters verfasste er zahlreiche Artikel in alpinen Zeitschriften. In seiner letzten Zeit schrieb er auch über den tibetischen Buddhismus.
Fritz Moravec drehte zahlreiche Bergfilme (Idee, Regie und Schnitt), von denen einige Preise bei internationalen Wettbewerben erzielten. Er organisierte die ersten Bergfilmfestivals in Wien.
Zum Andenken an Fritz Moravec veranstaltete der Klub der Kinoamateure Österreichs bis 2015 achtzehn Mal den international ausgeschriebenen Bergfilmwettbewerb: „Fritz Moravec International Cine & Video Award for Alpine Movies”.
Auszeichnungen: Dr. Karl-Renner-Preis, verliehen am 13. Dezember 1956

Literaturempfehlung: Biografie „Fritz Moravec“, von Lutz Maurer, bei den Naturfreunden zu bestellen; diverse Berichte über Fritz Moravec in der Österr. Alpenzeitung … Lutz-Fritz-Moravec-Maurer+Fritz-Moravec-Sein-Leben-in-den-Bergen-Sein-Leben-für-Kinder-in-den-Bergen

Quellen: u.a. „Fenster in die Vergangenheit“, Lokalgeschichtliche Schriftenreihe des 13. Wiener Gemeindebezirke