Biografien

Albert, Arnold, Auer, Diemberger, Eiter, Frankl, Goedeke, Grohmann, Habeler, Hainz, Hofmann, Honnold, Kaltenbrunner, Kammerlander, Kurtyka, H. Messner, Nairz, Skone, Steck, Welzenbach, Zaplotnik

Katja Solderer, Clemens Kratzer, Brüder am Seil
Dramen, Erfolge, Geschichten, 176 S., viele Farb- u. s/w Fotos, geb. Ausgabe 25.5 cm x 18 cm, Edition Raetia, New Edition 2014, ISBN-10: 8872834848, ISBN-13: 978-8872834848; € 19.90.
Ein Thema, das immer aktuell sein wird: Brüder-Seilschaften wie Thomas und Alexander Huber, Hermann, Adolph und Robert Schlagintweit, Markus und Georg Kronthaler, Otto und Emil Zsigmondy, Reinhold und Günther Messner, Claude und Yves Remy, Franz und Toni Schmid, Nicolas und Olivier Favresse, Johann und Michael Innerkofler, Willy Merkl und Karl Maria Herrligkoffer, Martin und Florian Riegler, Sean und Timmy O’Neill u.a.
Anhand aktueller und historischer Beispiele berichten die Autoren in Interviews, Reportagen und Porträts über Erfolge und Misserfolge, Motivationen und gemeinsame Pläne, aber auch über den schmerzlichen Verlust eines Bruders. Der eine holt den verstorbenen Bruder vom Broad Peak, der andere klettert zusammen mit seinem querschnittgelähmten Bruder auf den Gipfel des El Capitan … Die tiefe Verbundenheit zwischen Brüdern zeigt sich oft, aber nicht immer. Es gibt auch die Konkurrenten, die sich bei Wettkämpfen auf dem Podest abwechseln und gegenseitig zu Höchstleistungen anspornen. Meist klettern Brüder von Anfang an zusammen, durchleben eine gefahrvolle Jugend in den Bergen, die sich als wichtige Lehrzeit herausstellt und sie zusammenschweißt. Der eine kennt die Schwächen und Stärken des anderen wie kein Zweiter. G. Reinisch-Indrich ÖAZ 1650

Michael Ruhland/Christoph Jorda: Bergmenschen – 30 Ikonen der Bergwelt über Wagnis, Liebe und Demut
224 Seiten, 220 Abb., Hardcover 22,5 x 27,1 cm, Frederking & Thaler Verlag 2019, ISBN: 9783954163106; € 36,00. Wie jede Auswahl, kann auch die Präsentation von 30 Ikonen der Bergwelt nur eine subjektive Auswahl sein – in diesem Fall vorgenommen vom Chefredakteur des „Bergsteiger“, Michael Ruhland. Der Großteil der „Ikonen“ sind Spitzenkletterer und Expeditionsgrößen der deutschsprachigen Alpinszene (darunter befinden sich auch die ÖAK-Mitglieder Kurt Diemberger, Simon Gietl und Billi Bierling), den kleineren Anteil haben Wissenschaftler (Werner Bätzing), Politiker (Heiner Geißler), Isarindianer (Willy Michl), Schauspieler (Rufus und Jonathan Beck) und andere. Mehrere der Interviewpartner leben nicht mehr: Ueli Steck, David Lama, Hansjörg Auer, Heiner Geissler. Die Ambition für dieses Buch beschreibt der Autor in seinem Vorwort: „In den 30 Gesprächen geht es um große Gefühle, um die Folgen nach dem Sinn, nach Glück, Liebe und Bestimmung. Auch um Enttäuschungen, Wunden und Narben.“ Ob das gelingt, müssen die Leser selbst entscheiden. Neben vielen Originalfotografien der diversen Unternehmungen hat der Spitzenfotograf Christoph Jorda im Laufe eines Jahres alle noch lebenden „Bergmenschen“ in aufwendigen Fotosessions porträtiert, handwerklich hervorragend, über Stil und Art der Darstellung kann man unterschiedlicher Meinung sein. Wer über persönliche Ein- und Ansichten ausgewählter „Bergikonen“ mehr erfahren will, wird an dem Band sicher Freude haben. R. Wolf
Kurt Diemberger: „Was historisch in dem mir gewidmeten Kapitel Erfindung ist, kann ein alpinhistorisch gebildeter Leser, der genügend Zeit dafür hat, ohnehin entdecken – auch eine Beigabe photographischer Geschmacklosigkeit anonymer Herkunft am Ende des Buches. Dass ich eine simple „Fehler-Theorie“ im Alpinismus ablehne, ist jedenfalls klar ersichtlich und die treffenden Portraits des Spitzenphotographen Christoph Jorda schätze ich sehr. Ebenso das eine oder andere Kapitel, wie z.B. das über Gerlinde Kaltenbrunner – ihre Ansichten teile ich voll und ganz.“

Tom Dauer, Kurt Albert, Frei denken – frei klettern – frei sein
336 Seiten, 109 farb. u. 34 sw. Abb., Hardcover 22,5 x 15 cm, Tyrolia Verlag 2020, ISBN 978-3-7022-3874-2, € 29,95.
Zum 10. Todestag von Kurt Albert am 28. September 2020 präsentiert der Tyrolia Verlag die packende Biografie eines der kreativsten Alpinisten aller Zeiten. Geboren in Nürnberg (1954–2010) zählte er zu den Pionieren der internationalen Freikletterbewegung. Mit der Erfindung des Rotpunkts schrieb er Klettergeschichte und hinterließ seine Spuren mit zahlreichen Erstbegehungen auf den Bergen der Welt. Seine Offenheit gegenüber Menschen und Ideen, seine Abenteuerlust und sein Witz machten ihn zum Mittelpunkt einer sportlich-gesellschaftlichen Subkultur, deren Einflüsse weit über das Klettern und Bergsteigen hinausgingen. Damit veränderten sich auch Traditionen, Werte und Denkmuster, Klettern wurde zum Breitensport, dessen ökonomische und ästhetische Bedeutung heute deutlich erkennbar sichtbar ist.
Mit dieser Biografie gelang dem mehrfach ausgezeichneten Autor und Filmemacher Tom Dauer ein einzigartiges Werk, das man nicht mehr weglegen möchte, so spannend, interessant und gut formuliert sind die Texte – Lesevergnügen der besonderen Art! Es wird alle ansprechen, die Klettern nicht nur als Sport, sondern als Lebensgefühl begreifen. Tom Dauer: „Die spärlichen Zeugnisse, in denen Kurt seinen Blick auf die Welt, seine Abenteuer, seine Reisen beschrieb, habe ich aus Büchern, Zeitschriften, Aufzeichnungen und Filmen zusammengesucht. Doch Kurts Leben lässt sich in seiner Fülle, seiner Vielfalt und seinen Widersprüchen in keinen Rahmen fassen. Er war davon überzeugt, dass der Mensch aus eigener Kraft kurze wie lange, leicht zugängliche wie abgelegene, gut gesicherte wie lebensgefährliche und extrem schwierige Felsrouten emporklettern könne. Mit dieser Idee war er nicht der Erste und nicht der Einzige. Aber er brachte sie auf den Punkt.
Den Rotpunkt! Das ist Kurt Alberts Vermächtnis, nach dem sich heute weltweit über 40 Millionen Menschen kletternd in der Vertikalen versuchen. Nach dem die Zahl der Kletter- und Boulderhallen weltweit ständig wächst. Nach dem überall, in den Alpen, im Himalaya, dem Karakorum, den Anden, in Alaska, auf Borneo … Kletterer ihre Linien in Felswände zeichnen und dabei oft ihr Leben riskieren. Kurt Albert hat dazu beigetragen, dass Klettern und Bergsport keine Außenseiternische mehr ist, dass es heute nicht mehr bedeutet, heroisch um den Gipfelsieg zu kämpfen, koste es, was es wolle. Es bedeutet aber auch nicht mehr, wie in den Anfangsjahren der Freikletterbewegung vor 50 Jahren, sich mit einem alternativen Lebensentwurf gegen bürgerliche Konventionen zu stellen. Dass das Klettern, das Bergsteigen, diese jahrhundertelang als spleenige Betätigung einiger Sonderlinge angesehene und belächelte Ausdrucksform physischer und psychischer Energie, mit Beginn des 21. Jahrhunderts gesellschaftsfähig wurde, daran war Kurt Albert beteiligt. Doch er war alles andere als ein Selbstdarsteller. Sein Tun zu vermarkten, sich mit seinen Taten zu brüsten oder Gewinn daraus zu schlagen, danach stand ihm nicht der Sinn. Das unterscheidet ihn von den meisten seiner Vorgänger, Zeitgenossen und Nachfolger, Kurt Albert war nicht nur ein Freikletterer – er war ein freier Mensch, der ein freies, unabhängiges Leben führte, stellvertretend für alle, die mit Lust und Leidenschaft da sind. Die an jedem Tag etwas erleben wollen, das sie nicht vergessen. Denen das Tun wichtiger ist als das Sein, und das Sein wichtiger als der Schein. Die Sinn im Sinnlosen finden und Nebensachen als Hauptsache betrachten. Die sich frei fühlen. Und deshalb frei sind.
Tourenbücher, Textfragmente, Alben, verblichene Zeitungsartikel, Anstiegsskizzen, Briefe, Korrespondenz zu Vorträgen und Expeditionen, Packlisten, Visaanträge, Verträge, Röntgenbilder, Taschenkalender, Adressbüchlein, ein Bündel Visitenkarten, stapelweise Fotoabzüge und Kartons voll unsortierter Dias – das sind die Dinge, die von einem erfüllten Leben bleiben. Kurt lebt weiter. Ohne je darauf hinzuarbeiten, ohne Lorbeeren zu ernten oder sich darauf ausruhen zu wollen, hat er sich unsterblich gemacht. Was er tat, war besonders. Der Rotpunkt ist die Verkörperung all dessen. Es ist ein Symbol, das Zeiten und Räume und Menschen verbindet. Bis heute und vielleicht für immer.“ G. Reinisch-Indrich ÖAZ 1648

Peter Brunnert: Bernd Arnold – Ein Grenzgang
Elbsandstein-Hero (mehr als 900 Erstbegehungen), Panico-Alpinverlag 2017, ISBN-13 978-3-95611-080-1, € 29,80.

Peter Brunnert: Bernd Arnold – Barfuß im Sand
336 Seiten, viele s/w Fotos, gebundene Ausgabe, Panico Alpinverlag Nov. 2020, ISBN-10: 395611132X, ISBN-13: 978-3956111327; € 29,80. Der Sachse Bernd Arnold war für mehr als ein Jahrzehnt einer der weltbesten Felskletterer, sein Markenzei-chen die Barfußkletterei. Mit über 900 Erstbegehungen hinterließ er im Elbsand-steingebirge seit dem Ende der Sechzigerjahre ein beeindruckendes Lebenswerk mit Routen in Schwierigkeitsgraden, die es davor noch nicht gab. Peter Brunnert dokumentiert das Leben dieser bemerkenswerten Bergsteigerpersönlichkeit in einer aufwendig recherchierten und reich bebilderten Trilogie, ohne einen Helden aus ihm zu machen, der Arnold nie sein wollte. Die Recherchearbeiten müssen unglaubliche Dimensionen erreicht haben. Umfangreich, wie schon im ersten Band „Grenzgang“, geht es im zweiten Band chronologisch von 1947 bis 1988 durch die wilden 1970er- und 1980er-Jahre in der romantischen Felsenheimat Bernd Arnolds – mit einer Fülle von bisher ungekannten Informationen in Wort und Bild. Kritische Denkanstöße zu manchen Begebenheiten kommen ebenso vor. – Kein Mensch ist fehlerfrei.
Selbst in den Achtzigerjahren war Bernd noch der Kletterkönig von Sachsen, auch wenn die jungen Wilden schon an seinem Thron sägten. Dieser Konkurrenzkampf gegenüber jungen Kletterern dringt manchmal durch und die Härte gegen sich selbst. Dem Autor gelingt es, eine Nähe zu Bernd Arnold herzustellen, die auch für die Leser spürbar ist. Man folgt dem Spitzenkletterer auf seinem äußeren und inneren Weg, der sich der Philosophie des Kletterns widmet und seine Heimatverbundenheit und Bodenständigkeit zeigt. Bernd ist nicht nur Kletterer, er ist Sachse, Hohnsteiner, Bergsteiger, Ehemann, Vater, Opa. Interessant sind neben der Schilderung, wie er sich in der eng umgrenzten und einschränkenden ehemali-
gen DDR seine eigene Welt schuf, die Statements von ehemaligen Weggefährten und heutigen Kletterern zu den Arnolds Klassikern. Ein Abriss der Sächsischen Klettergeschichte, die Bernd wie kein anderer prägte, ergänzt die Erzählungen. Heute hat Bernd Arnold einen festen Platz in der Hall of Fame der weltbesten Alpinisten und das Buch ist wie er: leidenschaftlich, leise, bedacht, gewissenhaft, manchmal etwas penibel und bockig, verschmitzt, lustig und übermütig. G. Reinisch-Indrich ÖAZ 1650

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Hansjörg Auer: Südwand
270 Seiten mit Farbbild-Teil, Hardcover 14,2 x 2,7 x 22,1 cm; Malik-Verlag 2017, ISBN-10: 3890294804; € 20,00.

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Kurt Diemberger: Aufbruch ins Ungewisse …
Autobiographie mit zahlreichen Bildern und Skizzen, Format 12,5 x 18 cm; Verlag Malik National Geographic, ISBN 978-3-492-40434-1.

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Angela Eiter: Alles Klettern ist Problemlösen – Wie ich meinen Weg nach oben fand
160 Seiten, viele Farbfotos, 16,2 x 2 x 22,8 cm, € 19,95; Tyrolia 2019, ISBN 978-3-7022-3806-3; ÖAZ 1645. Authentisch, offen und ehrlich erzählt Angela „Angy“ Eiter von ihrem steinigen Weg zum „Top“ des Klettersports. 1986 in Zams geboren und in Arzl im Pitztal aufgewachsen, ist sie von Kindheit an der Faszination des „Spiels“ in der Vertikalen verfallen. Talentiert und extrem motiviert gab sie immer ihr Bestes. Heute zählt sie zu den Top-Sportkletterinnen der Welt: 2005, 2007, 2011 und 2012 Weltmeisterin im Lead, 2010 Europameisterin, drei Mal hintereinander (2004, 2005 und 2006) Weltcup-Gesamtsiegerin. Den Rockmaster in Arco gewann sie sechs Mal – eine außergewöhnliche Leistung, die bis heute keiner anderen Frau gelang. 2013 zog sie sich aus dem Wettkampfgeschehen zurück und widmete sich dem Freiklettern im Fels. Den größten Triumph realisierte sie 2017 in Spanien: Als erste Frau weltweit kletterte sie eine Route im Schwierigkeitsgrad 9b (XI+/XII–). Angy Eiter setzte Meilensteine und gestaltete die Entwicklung des österreichischen Klettersports bis zur Weltspitze maßgeblich mit. Ihre Biografie ist eine Anleitung zum Erfolg, und deswegen allen zu empfehlen, die über sich hinauswachsen wollen. Wer das Buch liest, wird sich einer staunenden Bewunderung für die Ausnahmesportlerin nicht entziehen können: Für Angys Leben am Limit, ihr bedingungsloses Streben nach oben, ihre professionelle Einstellung und ihre kämpferische Natur, immer das Maximum aus sich herauszuholen. In ihrem Buch öffnet sie aber auch einen unverblümten Blick auf einen gnadenlosen Leistungsapparat, in dem ein einziger Griff über Sein oder Nichtsein entscheiden kann. Dank beinharter Arbeit und Disziplin, unbändigem Ehrgeiz aber auch dank ihrer Begeisterung und Leidenschaft fürs Klettern kämpft sich Angy Griff um Griff ganz nach oben. Überwinden musste sie dabei nicht nur körperliche Schwächen und Magersucht, sondern auch Mobbingattacken, Misserfolge, Abstürze und Verletzungspech. Prädikat: empfehlenswert!      Thomas Rambauske

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Michael Holzer, Klaus Haselböck: Berg und Sinn – Im Nachstieg von Viktor Frankl
184 Seiten, viele Bilder, Verlag Bergwelten 2020, ISBN 9783711200044, € 20,00; ÖAZ 1646. Viktor Frankl, Begründer der Logopädie, war vom Bergsteigen begeistert: es half ihm, persönliche Ängste und Schwächen zu überwinden: „Muss ich mir von mir alles gefallen lassen?!“ Er nannte dies die „Trotzmacht des Geistes“. Diese Einstellung half ihm in allen Phasen seiner höchst bewegten und bewegenden Biografie: Vom Medizinstudenten und Psychologen über den recht- und namenlosen, gedemütigten, entkleideten KZ-Häftling bis zum international anerkannten, mit insgesamt 29 Ehrendoktoraten ausgezeichneten Geisteswissenschaftler, der im Klettern einen schlichten Gegenpol zu seiner stressigen Berufstätigkeit fand. Die Autoren verknüpfen in diesem Buch sieben Stationen in Frankls Bergsteigerleben, von der Mitzi Langer-Wand über Hohe Wand, Rax und Dachstein-Südwand, mit dem Lebensweg eines weisen Zeitgenossen, dem der BERG immer wieder neue Lebens- (und zeitweise Überlebens-) kraft spendete. Dabei kommt erneut die Erkenntnis zum Tragen, dass nicht die blanke Schwierigkeit, sondern der Grad persönlicher Erfüllung den Wert des Bergsteigens bestimmt.    Adi Mokrejs

Österreichs Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse, der weltberühmte Psychiater Viktor Frankl stärkte über das Klettern seine innere Ressource, die er „Trotzmacht des Geistes“ nannte. „Ohne das Klettern wäre Viktor nicht am Leben geblieben“, erklärt dessen Frau Elli Frankl die Natur des Psychiaters, der beim Klettern zu seiner persönlichen Sinnerfüllung fand. Gegen seine Höhenangst, gegen die Nazis, für das Überleben in vier Konzentrationslagern. Was an Frankl so begeistert, ist sein Optimismus, der Mut macht. Klettern als Parabel für das Leben. Die Berge als Orte der Inspiration. Psychohygiene in der Kletterwand gegen Stress. Der Alpinismus verlangt mentale Kompetenzen, die auch im normalen Leben nützlich sind. Mut, Konzentration, Zielfokussierung, Durchhaltevermögen, Frustrationstoleranz. Beim Klettern lernen wir, dass wir unsere innere Einstellung frei wählen können: „Man muss sich ja nicht alles von sich gefallen lassen. Man kann auch stärker sein als die Angst und über sich selbst hinauswachsen.“ Das Autorenduo begab sich auf Frankls Spuren, folgte ihm quer durch die Felslandschaft der Wiener Hausberge zum Dachstein und in die Dolomiten. Im „Nachstieg“ lassen sie Frankls beeindruckendes Leben Revue passieren und verbinden jede Kletterroute mit seiner Botschaft. Schneeberg, Rax, Peilstein und Große Zinne – alle Bergtouren sind zum Nachklettern im Buch, mit nützlichen Infos dazu (Erreichbarkeit, Zugang, Schwierigkeitsgrade etc.). „Vom Sinn des Lebens und vom Glück als Nebeneffekt kann man sich überall finden lassen, vor allem beim Klettern“, fassen die beiden Autoren Frankls Lebensmaxime zusammen.    Thomas Rambauske

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Richard Goedeke: Spagat – Ein Leben zwischen Berg und Engagement
Zahlreichen Farb- und SW-Fotos, 15 x 23 cm, gebunden, Rother 2016, ISBN 978-3-7633- 7074-0, € 25,60.

Hrsg. Wolfgang Strobl
Paul Grohmann: Erschließer der Dolomiten und Mitbegründer des Alpenvereins
256 Seiten mit zahlreichen Abb., Verlag Athesia, ISBN 978-88-6839-037-2, € 24,90; erster Band der Reihe „Toblacher Ortsgeschichte“.

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Peter Habeler, Karin Steinbach: Das Ziel ist der Gipfel
Zahlr.
farb. und SW- Abb., Format 22,5 cm x 15 cm, Tyrolia Verlag, 3. Ergänzte Auflage 2017, ISBN 978-3-7022-2812-5; € 24,90.

Christoph Hainz, Jochen Hemmleb: Nur der Berg ist mein Boss
272 Seiten, Tyrolia 2019; 2019978-3-7022-3753-0, € 24,95. Der Südtiroler Christoph Hainz zählt zu den besten Kletterern und Allroundalpinisten Südtirols und agiert bewusst abseits des Profibergsteigens. https://www.christoph-hainz.com/videos/  

Diverse Autoren: EGON HOFMANN – LINZ, Künstler – Industrieller – Kosmopolit
296 Seiten,165 farbige Bilder, Hardcover 23 x 28,5 cm, Verlag Anton Pustet,Salzburg 2020, ISBN 978-3-7025-0971-2; € 32,00.
Die Stadt Linz widmete 2020 einer ihrer außergewöhnlichsten Persönlichkeiten im Nordico Stadtmuseum eine Ausstellung. Leider unterbrach Covid 19 den Besuch nur allzubald. Umso mehr Bedeutung erhält damit der Ende Jänner herausgegebene Katalog. Fünf namhafte AutorInnen zeichnen für den Inhalt verantwortlich. Egon Hofmann war mütterlicherseits künstlerisch „vorbelastet“, das sehr bald ersichtliche Talent wurde früh gefördert. Nach einem in Innsbruck in Idealzeit abgeschlossenen Jusstudium – wo ihn die Berglandschaft sowohl sportlich als auch künstlerisch zu prägen begann (ÖAV Mitglied 1902) erhielt er die Möglichkeit eines weiterführenden Kunststudiums. Die freie Zeit nützte er, um mit Staffelei und Farben in den Bergen unterwegs zu sein (40 bergbezogene Bilder sind in vorliegendem Buch enthalten. Seine alpine Leistungsfähigkeit befähigte ihn zum Mitglied beim Österr. Alpenklub 1907, dem er bis zu seinem Tod 1972 angehörte. Seine sportlichen Leistungen (u.a. Wettkämpfe im Skispringen und vor allem das Winterbergsteigen) versuchte er, bis in das hohe Alter zu konservieren. Teilnahme an Filmproduktionen, Lehrauftritte an Hochalpinschulungen (zusammen mit Walter Flaig) erweiterte er durch Auslandstouren in Gegenden, die damals nicht selbstverständlich waren. Der Leser erfährt aber auch von seiner lyrischen Begabung (vier Bände). Die nach 1934 ihm überantwortete Firmenleitung schränkte seine Ambitionen zwar ein, veränderte aber sein Grundwesen nicht. Hofmann wurde in Linz zu einer treibenden Kraft der Kunstszene. Sein großer Bildungshorizont ermöglichte ihm ein weitgespanntes Betätigungsfeld in Kultur, Sport, Wirtschaft und Politik seiner Zeit. Dem großen Bildteil folgen Hofmann’s zahlreiche Textausführungen zu unterschiedlichsten Themen (S.289/290). Einer Literaturliste namhafter Autoren über Hofmann (S.290-294) schließen sich Ausstellungsdaten von 1912-2020 und eine Biographie an. Wahrscheinlich ist dieser Ausstellungsband das derzeit vollständigste Werk über den „Kosmopolit“ Hofmann. Vielleicht hätte man „zur Gesamtabrundung“ noch seine alpinen Tätigkeitsberichte im Archiv des ÖAK durchsehen können? In jedem Fall gebührt Herausgeber, Autoren und Verlag großer Dank für Idee und Erstellung dieses Werkes!  In der ÖAZ 1646, S. 88/89 erschien eine Kurzbiographie Egon Hofmanns (Autorin Gertrude Reinisch-Indrich). Roland Maruna

Mark Synnott: Free Solo im Yosemite – Alex Honnolds unglaubliche Begehung am El Capitan 480 Seiten, Bergwelten Verlag, 2019, ISBN: 9783711200075, € 24,00. Als Alex Honnold den „Free Rider“ (900 m, IX+) am El Capitan völlig ohne Sicherung kletterte, schockierte und faszinierte er die Kletterszene weltweit. Überschüttet mit Medien-Informationen und nach Sichtung des oscargekrönten „Free Solo“-FilmEpos hielt sich meine Lust, darüber auch noch ein Buch ohne ein einziges Foto zu lesen, in Grenzen. Doch der Autor, selbst profilierter Bigwall-Kletterer, bietet mehr. Er rollt die US-Kletterszene der letzten 30, 40 Jahre auf – samt Höhepunkten, Sackgassen und Streitigkeiten, schildert exzentrische Superathleten, dominante und stille Heroen. Dieses Insiderwissen über die US-Kletterszene ist spannend und in der deutschsprachigen Literatur sonst nirgends zu finden. Auch wenn die Übersetzung nicht immer passt, erkennt man doch, dass großer Alpinismus immer ein Spiel an den Grenzen des persönlich Machbaren ist. Synnott skizziert auch die Rolle der immer präsenteren Medien im modernen Profi-Alpinismus und dass es heutzutage vor allem darauf ankommt, sich frei zu machen von Beobachtung und Leistungsdruck und einfach zu tun, was man sich selbst zutraut. Als Reporter für „National Geographic“ war der Autor einige Jahre mit Alex Honnold unterwegs und erlebte hautnah, wie viel Vorbereitung, Abwägung und Planung hinter dieser Begehung stand. Die 3:56 Stunden von Honnolds Free Solo nehmen nur gut zehn Seiten ein, auf denen es mehr um die Hintergründe geht als um das Klettern selbst, das man im Internet besser verfolgen kann. G. Reinisch-Indrich ÖAZ 1648

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Gerlinde Kaltenbrunner: Ganz bei mir, Leidenschaft Achttausender
Mitautorin: Karin Steinbach, 384 Seiten, Taschenbuch, Malik Verlag 2015; ISBN: 978-3-492- 40541-6, € 14,99.

Verena Duregger & Mario Vigl: Hans Kammerlander – Die Höhen und Tiefen meines Lebens
256 Seiten, Malik-Verlag, € 20,60; ISBN-10: 3890294979.

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Bernadette McDonalds: Die Kunst der Freiheit. Voytek Kurtyka – Leben und Berge
400 Seiten, zahlr. Fotos, Hardcover, geb., AS Verlag 2019, € 35,90; ÖAZ 1646. Der Pole Voytek Kurtyka gilt als unbestrittener Meister der Hohen Tatra, der höchsten Wände der Alpen und Skandinaviens, des Himalaya und Karakorum. Mit weltberühmten Kletter-partnern wie Alex MacIntyre, Ludwik Wilczyczynski, Erhard Loretan und Robert Schauer gelangen ihm spektakuläre Erstbegehungen, die noch heute zu den Marksteinen der Alpingeschichte zählen. Was Kurtyka auszeichnet sind sein geniales Bewegungstalent, unbändiger Wille, überragende Zähigkeit, große Leidensfähigkeit und Kompromiss-losigkeit im Kampf gegen sich selbst. „Ich glaube aus tiefstem Herzen, dass das Klettern den Kletterer zu körperlichem und geistigem Wohlbefinden, ja zu Weisheit erheben kann, dass aber Preise und Ehrungen den Kletterer zu Eitelkeit und Egozentrik verführen. Wo Preise und Ehrungen regieren, endet die wahre Kunst.“ Mit dieser Erklärung lehnte Kurtyka die Einladung in die Jury des Alpinismus-Oscars und den „Piolet d’or“ ab. Denn der Versuch, alpine Großtaten zu vergleichen, sei so sinnlos wie die Frage, ob Sex oder Weihnachten besser wäre … Irgendwann akzeptierte er zumindest die Auszeichnung dann doch: „Unsere Erlebnisse grenzen manchmal an eine Art Erleuchtung, die unser Leben zutiefst prägt …“ Kurtyka bietet nicht nur ungekannte Einblicke in die polnische Bergsteigergeschichte, sondern eröffnet auch Möglichkeiten zur Überwindung jener Gipfel und Wände, die unser aller Leben prägen. Um seine Botschaft zu verstehen, braucht es keine Steigeisen, Seile und Haken.   GR

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Hubert Messner, Der schmale Grat
222 Seiten, ISBN-13: 9783453281233, ISBN-10: 3453281233, Verlag Ludwig, München, € 22,00.
Den Buchtitel „Der schmale Grat“ gab es schon öfter. Dabei ging es um waghalsige Abenteurer oder spektakuläre Bergdramen. Obwohl der Untertitel dieses Buches „Als Arzt und Abenteurer zwischen Leben und Tod“ ähnliches vermuten lässt – der Schwerpunkt liegt hier ganz wo anders. Hubert Messner, der um neun Jahre jüngere Bruder von Reinhold Messner, ist Neonatologe, d.h. Frühgeborernenmediziner. Viele Jahre leitete er als Chefarzt die entsprechende Abteilung im Bozener Krankenhaus und verhalf dieser mit neuen Ideen und unkonventionellen Maßnahmen zu einem hervorragenden Ruf. „Als Arzt bin ich ein Verteidiger des Kindes an der Grenze zur Überlebensfähigkeit, aber dabei muss ich mich immer fragen, was ein lebenswertes Leben ist.“ Jedes einzelne ans Tageslicht zu bringende „Frühchen“ – oft schon in der 22., 23., 24. Schwangerschaftswoche – bedeutet abwägen, hinterfragen, entscheiden. Entscheidungen, in denen es oft um Leben oder Tod, aber ebenso oft um die Frage eines lebenswerten Lebens geht. Eine Frage, die sich – in ganz anderem Zusammenhang – auch Extrembergsteiger oft stellen. Auch wenn Hubert Messner kein Extrembergsteiger ist, kennt er diese Fragestellung aus eigener Erfahrung. Mehrere Male brach er gemeinsam mit Reinhold zu Expeditionen auf: 1986 zum Lhotse, 1993 zu einer Grönlanddurchquerung (sehr einducksvoll erzählt), 1995 zum Nordpol. „Der Nordpol war eine absolute Grenzerfahrung“, erinnert sich Messner. Grenzerfahrungen machte auch Lenz Koppelstätter, Sozialwissenschafter und Journalist, der an Messners Klinik die Frühgeburt seines eigenen Kindes zwischen Bangen und Hoffen erlebte und diese Erfahrung mit Hubert Messners Ausführungen in jedem Kapitel verknüpft. Ein Buch das vor allem Aufschluss über Verantwortung und menschliche Beziehungen gibt, weit abseits von alpinem Heroentum. Reinhard Wolf ÖAZ 1650

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Wolfgang Nairz (im Gespräch mit Horst Christoph)
„Es wird schon gut gehen“ Berge und andere Abenteuer meines Lebens
272 Seiten, Online-Preis € 24.95, Tyrolia Verlag, ISBN: 978-3702234119, € 24,95.
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Ueli Steck mit Karin Steinbach: 8000+ — Aufbruch in die Todeszone
256 Seiten, mit zahlr. Abbildungen, geb. und Taschenbuch, Malik – National Geografic 2014, ISBN 978-3-492-40547-8, € 19,99 / € 12,99.

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James G. Skone, Das englische Gefühl, Eine Autobiografie
164 Seiten mit zahlreichen Abbildungen; Eigenverlag, nicht im Buchhandel erhältlich. Bestellungen leiten wir gerne weiter. Ein Lebensweg, in dem Bergsport und berufliche Tätigkeit miteinander verknüpft sind, in beiden Strängen gekenn-zeichnet vor allem durch die Suche nach neuen Aufgabenstellungen und deren Lösung. Seine Jugend verbrachte Skone teils in Wien und teils in England. Der Kontrast zwischen dem förmlichen Ostblockgrau im Wien der Sechzigerjahre und der Jugendkultur im Swin ging London mit seiner Pop- und Rockmusik ist ebenso anschaulich herausgearbeitet wie die Schilderung der Wiener Kletterszene an der Schnittstelle zwischen traditionellem Alpinismus und der Entschlackungskur der Freikletterei, mit den Impulsen von Clean Climbing und Eiskletterei. Das Suchen nach einem beruflichen Weg, der sich allmählich im Willen zum Gestalten heraus-kristallisierte (das Wort „Design“ war bei uns noch nicht sehr gebräuchlich) wird mit Höhen und Tiefen geschildert. Skone kämpft nicht nur als Kletterer gegen die Schwerkraft, sondern zuletzt als Lehrender an mehreren Kunstakademien auch gegen das bürokratische Schulsystem. Britische Coolness, verbunden mit einem Schuss Wiener Schmäh (wie bei allen Klischees ist auch hier etwas dran) sorgen für anregendes Lesevergnügen bis zur letzten Zeile. Adi Mokrejs ÖAZ 1650

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Reinhold Messner: Der Eispapst – Die Akte Welzenbach
414 Seiten, Hardcover, Fischer Verlag, ISBN 978-3-10-397450-8, € 24,00; ÖAZ 1645. Wilhelm „Willo“ Welzenbach, Jahrgang 1900, war der wohl beste Eisgeher der Zwischenkriegsjahre. Seine Eisanstiege  in den Nordwänden der Ost- und Westalpen waren richtungweisend und rückten ihn damit in die vorderste Reihe jener Auserwählten, die sich auf die Suche nach dem damaligen heiligen Gral des Alpinismus, der Erstbesteigung eines Achttausenders machen durften. Sein Leben endete am 13.7.1934 im Lager VII am Nanga Parbat auf einer Höhe von 7050 m, in einem tagelang wütenden Orkan. Dieses Buch verknüpft packende Erlebnis-berichte aus den Nordwänden der Alpen mit dem Nanga Parbat-Geschehen und der gleichzeitig stattfindenden, unheilvollen Vermengung des Alpinismus mit der Politik des Dritten Reiches. Die stramm nationalsozialistische Komponente wurde repräsentiert durch den Notar Paul Bauer, Fachverbandsführer für Bergsteigen und Wandern. Der hatte sich allmählich ein verbissen verteidigtes Monopol für Himalaya-Expeditionen aufgebaut und wurde von einem parallel agierenden Konkurrenten Welzenbachs zu dessen Intimfeind. Messner lässt die protokollarischen Fakten aus Briefwechseln, Zeugenaussagen und Tagebüchern für sich sprechen und vermittelt als neutraler Historiker ungefilterte Einblicke in einen wahren Intrigantenstadel, welche das lange gepflegte Edelbild des Bergsteigers auf ein desillusionierendes Normalmaß stutzen. Unter dem jahrzehntelang mit dem rotkarierten Tuch der „Bergkameradschaft“ zugedeckten Tisch wurde kräftig gegen Schienbeine getreten, während oben umfangreiche und substanzfressende Korrespondenzen (stellenweise eine etwas spröde Materie) geführt wurden, in denen es um möglichst diplomatische Formulierungen gehen musste – allen  Quertreibereien, persönlichen Enttäuschungen und Verärgerungen zum Trotz, und kaum anders als im alltäglichen Geschäftsleben, wenn große Egos ihre Interessen durchboxen möchten. Der nunmehrige Abstand zu den damaligen Geschehnissen bietet erhellende Einsichten in die Gedankenwelt zahlreicher Bergsteiger der Zwanziger- und Dreißigerjahre, mit dem Alpinismus als förmlichem Kriegsersatz, mit Nationalstolz, Führerprinzip, Helden- und Opfermythos – eine Haltung, die sich letztlich ohne große Retuschen passgenau in die NS-Ideologie einfügen ließ.      a.m.

Nejc Zaplotnik, Der Weg (Originaltitel „Pot“); Herausragendes Werk, aus dem Slow. übersetzt von Lars Felgner, 220 Seiten, einige Bilder, AS Verlag 2020, Hardcover 14.1 x 3 x 22.1 cm, ISBN-10 303913017X, € 35,00. 39 Jahre mussten wir darauf warten, bis Nejc Zaplotnik’s „Pot“ endlich auf Deutsch herauskam – ein faszinierendes Buch, vielen Dank an den AS-Verlag dafür. 1952 im Dorf Rupa bei Kranj im ehemaligen Jugoslawien geboren zeigte er schon in Kindes- und Jugendjahren sein großes Talent und seine Liebe zu den Bergen. Nejc Zaplotnik sah im Alpinismus eine großartige Möglichkeit, jeden Tag so frei und authentisch wie nur möglich zu leben. Im damaligen Politsystem war der Drang nach Freiheit und einem selbstbestimmten Leben groß. Dieses leidenschaftliche Hobby ermöglichte es ihm, schon in den 1970er Jahren ins Ausland zu reisen. Er kletterte in den Alpen, in Afrika und dem Yosemite schwierigste Touren und bestieg 1975 seinen ersten Achttausender, den Makalu auf einer neuen Route über die Südwand, und 1977 den Hidden Peak über den Südwestgrat. 1979 gelang ihm mit Andrej Štremfelj die erste komplette Begehung des Mount Everest-Westgrates und damit die erste jugoslawische Besteigung. Jernej „Nejc“ Zaplotnik war eine charismatische Persönlichkeit und gehörte zur ersten Garde der slowenischen Bergsteiger, die schon seit Jahrzehnten durch schwierigste und härteste Expeditionen bis zu den höchsten Gipfeln der Welt auf sich aufmerksam machten.
„Ich bewundere die Menschen,
deren Lebensweg wie eine ruhige Ebene ist.
Ein weites, fruchtbares Getreidefeld,
das nur hin und wieder im Wind aufbrandet …
Denn mein Leben ist ein wilder, irrer Gebirgsfluss,
dessen tosende Wasser sich an einem ewigen Felsblock
aus nackter Verzweiflung brechen!
Doch die langen Tage an den Spitzen meiner Finger
lehren mich auch, auf beiden Beinen zu leben.
Und eines lieben Tages,
wenn ich ein wahrer Meister des Tanzes
an vertikalen Wänden bin,
werde ich auch auf ebenem Boden zu gehen wissen.“
Zaplotniks intimer, mitreißender Schreibstil in dieser autobiographisch-philosophischen Erzählung lässt die Leser seine Erstbegehungen und extremen Touren hautnah miterleben, den langen Leidensweg bis zum Gipfel, die Entbehrungen und Kälte, seine Zweifel und Ängste, Kameradschaft und Gipfelglück, Freude und Trauer über verunglückte Freunde. Die Liste seiner erfolgreichen Begehungen ist lang. 1983 endete sie leider abrupt, als Zaplotnik im Manaslu-Basislager von einer Lawine verschüttet wurde, nur neun Tage nach seinem 31. Geburtstag. Sein Buch mit dem Titel „Pot“ schrieb er bereits zwei Jahre zuvor – ein begehrter Klassiker, Bestseller und DAS Kultbuch der slowenischen Alpinliteratur. Ein offenes und ehrliches Bekenntnis eines großartigen slowenischen Bergsteigers, der sich nie als Held profilierte. Wer noch mehr über das slowenische Spitzenbergsteigen erfahren möchte, dem sei das 2017 im AS-Verlag erschienene Buch „Der Weg zur Spitze“ von Bernadette McDonald empfohlen. G. Reinisch-Indrich ÖAZ 1650