Sonstiges

Diverses, Frauen, Österreich, GB, USA, Arktis/Antarktis, Himalaya/Buddhismus, Psychologisches/Philosophisches, Humor, Bräuche & Sagen, Camping

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Es gibt einen Berg für jedes Alter
Eine Anthologie, 214 Seiten, Hardcover 12 cm x 20 cm, Bergwelten-Verlag 2020, ISBN 978-3-7112-0023-5; € 20,00. Jahrzehnte hindurch wurden als „bergbuchwürdig“ hauptsächlich aneinander gereihte Erfolgsberichte überlebensgroßer Alpinisten erachtet, welche in der Tradition antiker oder deutscher Heldensagen dem Leser wahlweise als Projektionsfläche eigener Wünsche oder als Spiegel seiner Winzigkeit dienten. Genau dies findet hier nicht statt! Hier zeigen sich die verschiedenartigsten Zugänge zum „Berg“, beschrieben von den unterschiedlichsten Persönlichkeiten: Alexander Huber, Ursula Strauss, Barbara Stöckl, Axel Naglich, Johanna Doderer, Wolfgang Schüssel, Angy Eiter, Andreas Lesti, Gertrude Reinisch-Indrich, Bischof Manfred Scheuer, Marlies Czerny, Sepp Forcher, Hans Gasperl.
Allen Schilderungen gemeinsam ist das Erleben jenes „Besonderen“, das über den Alltag hinausführt – unabhängig von Höhe, Prestigewert und Schwierigkeit: Derselbe Gipfel, für den ein Anfänger all seine Willenskraft mobilisieren muss, um seine Ängste und sein Zaudern zu überwinden, ist für den Bergführer, der ihn zum hundertsten Mal besteigt, ein völlig anderer. Dieses Buch vermittelt das Erlebnis Berg in seiner großen Spannweite, zeigt Stimmungslagen und Wertigkeiten, in denen alle Leser einen Teil von sich wiedererkennen können. Die Bühne „Berg“ hat schließlich für jeden Menschen seine individuelle Inszenierung bereit, die sich nicht quantifizieren und vergleichen lässt – dies entspräche der müßigen Frage: „Wer ist der bessere Maler: Rembrandt oder Picasso oder Andy Warhol?“ – die sich nur mit einem klaren „JA!“ beantworten lässt. Übrigens: die Illustrationen stammen von Wolfgang Schüssel. Adi Mokrejs ÖAZ 1649

Mario Casella: Die Last der Schatten
192 Seiten, AS Verlag 2018, € 22,50. Ein exzellentes Buch aus der Schattenwelt der Bergesherrlichkeit – ein heikles Thema der Alpingeschichte. Darf man Alpinisten glauben? Was, wenn ihre Angaben sich als unwahr herausstellen oder sie als Lügner gelten, aber die Wahrheit gesagt haben? Manches ist belegt, um andere kreisen Zweifel. „Die Geschichte des Bergsteigens muss in jeder Hinsicht ,rein‘ bleiben“, meinte Cesare Maestri, der später als Lügner verachtet wurde. Was aber, wenn er 1959 tatsächlich mit Toni Egger den Cerro Torre erstbestiegen und die selbstherrliche Bergsteiger-Inquisition unrecht hatte (die Unfähigsten schreien ja bekanntlich am lautesten)? „Es bleiben die Schatten, die immer länger werden – wie eine Gefängnisstrafe ohne Urteil, gegen das man Revision einlegen könnte“, schreibt der italienische Journalist und Extrembergsteiger Mario Casella über Tomo Cesens Solo-Erstdurchsteigung der Lhotse-Südwand 1991, die angezweifelt wird wie Ueli Stecks Alleingang in der Südwand der Annapurna 2013. Wenn Zweifel sich um Ausflüge ins Reich des Doping oder behauptete Leistungen ranken, wie Frederick Cooks Erstbesteigung des Denali oder Christian Stangls K2-Besteigung, bis er zugeben muss, er habe sie nur „visionalisiert“.
Welche Konsequenzen zieht eine alpinistische Lüge nach sich? Der Autor recherchiert die Hintergründe aus der Literatur, wenn die Protagonisten tot sind oder sich nicht dazu äußern wollen, und aus erster Hand – wie von Walter Bonatti, der von seinen Expeditionskameraden angeschwärzt wurde und bitter feststellte: „In dieser Nacht, 1954 am K2, bin ich fast gestorben, aber das, was mich wirklich umgebracht hat, sind die 50 Jahre andauernder Lügen.“ G. Reinisch-Indrich ÖAZ 1648

Franz Paul Horn: Über die Grenzen – Wien, Damaskus, Teheran –
Drei wahre Geschichten von Reise und Flucht.
400 Seiten, diverse Farbbilder, Format 13,5 x 21,5, € 22,00; Kremayr & Scheriau 2019, ISBN: 978-3-218-01187-7;  Wien, Sommer 2015: Nach dem Uniabschluss unternimmt
Paul mit zwei Freunden eine Rad-Reise nach Teheran. In drei Monaten wollen sie die 5.000 km bis in den Iran schaffen. Devise: in den Tag hineinleben, nehmen, was kommt, reisen ohne Angst – ein Abenteuer voller Improvisation, Missgeschicken, spannenden Begegnungen, Flirts und Erkenntnissen über andere Länder, fremde Menschen und deren Kulturen. Zur gleichen Zeit flüchten Malek aus Afghanistan und Filip aus Syrien. Ihr Ziel: Sicherheit. Krieg, der IS und Verzweiflung zwingen sie, Heimat und Familie zu verlassen, um ihr Leben zu retten. Mit Hilfe von dubiosen Schleppern überqueren sie Gebirgszüge und das Mittelmeer, kämpfen erneut um ihr Leben, sind nirgends erwünscht. Devise: nie stehen-bleiben, nie zurücksehen, immer weiter ins Ungewisse. Die Abenteuer junger Männer: Sie reisen aufeinander zu, passieren zur selben Zeit die gleichen Orte, doch ihre Erfahrungen könnten nicht unterschiedlicher sein. Unbeschwert und abenteuersehnsüchtig die einen, gehetzt und ohne Sicherheit die beiden anderen. Eine spannende, unglaublich packende Lektüre, die die Meinung so mancher Menschen grundlegend verändern könnte.   G. Reinisch-Indrich ÖAZ 1645.

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Andy Kirkpatrick: Ungekannte Freuden
„Über das Leben, den Tod, das Klettern und alles dazwischen“
320 Seiten, div. Zeichnungen, AS Verlag 2019, € 29,80; Hardcore Erlebnis-schilderungen und Betrachtungen des ExtremMenschen (nicht nur am Berg) Andy Kirkpatrick, einem der wildesten Bergsteiger und interessantesten alpinen Schreiber unserer Zeit. Das zeigte sich schon bei „Psychovertical“, wo er seine Entwicklung vom Legastheniker zum Autor und Extremalpinismus preisgab. In seinem dritten Band ver-sammelt er nun – in einer Offenheit, die fast weh tut – teils lyrisch, seine haarsträuben-den Berichte: am Frendopfeiler, in der eisigen Trollwand, über unzuverlässige Abseilstände oder den Vater-Tochter-Ausflug am El Capitan … Es geht ihm vorrangig um die Begegnungen mit Menschen, ihren Werten und Problemen, um Angst und Überwin-dung, Scheitern und Emotionen, seine Beziehungen, Lebensentwürfe und gesellschaftliche Abwege … Kirkpatricks teils düsteren Zeichnungen illustrieren den Kern seiner Erzählungen – in Weiß auf Schwarz, das für ihn dazugehört, damit das Leben zu leuch-ten beginnt. Eine inspirierende Begegnung mit einem völlig unangepassten Charakter, der auch in diesem Werk mitreißt. Packend, spannend und unbedingt lesenswert!  G. Reinisch-In. ÖAZ 1646.

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Bernadette McDonald: Der Weg zur Spitze
Die Geschichte des slowenischen Alpinismus
ca. 480 Seiten, ca. 131 Abb., AS Verlag 2017, ISBN 978-3-906055-66-4; € 39.90.
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Ingrid Runggaldier: Gezahnt wie der Kiefer eines Alligators
Bergliteratur vom Feinsten: die Dolomiten in Worten und Bildern. Nur schöner wäre es, dorthin zu reisen und zu klettern.
„Die so schönen Dolomiten … Ja! Und wir werden uns wieder von einem Turm zum anderen zurufen wie damals, als wir uns vom Winkler[turm] zur [Punta] Emma im Gesang herausforderten, indem wir die schönsten Lieder unserer Alpen zum Besten gaben und die Paula jenes stolze Lied der Bergsteiger des Kaisergebirges ‚Stolze Zinnen zu gewinnen‘ anstimmte und ich mit ‚Montagnes de ma vallée‘ antwortete. Die Leute, die zum Gartl aufstiegen, hielten an, um unserem Gesang zu lauschen (und um Luft zu nehmen) und schauten hinauf, um herauszufinden, woher die Stimmen kamen.»
Die beiden Sängerinnen sind zwei ganz große Kletterinnen der Alpinismusgeschichte, beide Pionierinnen des sechsten Grades mit je mehreren Erstbegehungen. Mary Varale (1895–1963), geboren als Maria Giovanna Gennaro in Marseille, aufgewachsen in Milano, verheiratet mit dem Sportjournalisten Vittorio Varale; 1933 die erste Begehung der berühmten Gelben Kante an der Kleinen Zinne gemeinsam mit Emilio Comici und Renato Zanutti. Paula Wiesinger (1907–2001) aus Bozen, verheiratet mit Hans Steger; 1929 zwei Neutouren an der Punta Emma zusammen mit Hans; 1932 in Cortina d’Ampezzo Weltmeisterin in der Abfahrt. Das Gesangsduett fand in der Rosengartengruppe mit den Vajolet-Türmen statt, im Gartl liegt die gleichnamige Hütte, auch Rifugio Re Alberto genannt. Und mit diesem König Albert I., dem belgischen König, kletterten Paula und Hans in der Zwischenkriegszeit schwierigste Routen.
Doch zurück zu den singenden Kletterinnen. Das Zitat von Mary Varale fand ich auf Seite 171 in einem 445seitigen Buch, das ich allen unbedingt empfehlen kann, die sich erstens für die Dolomiten interessieren und zweitens für Leute, die über Berge geschrieben haben, in welcher Form auch immer. Ingrid Runggaldier, Übersetzerin im Amt für Sprachangelegenheiten der Autonomen Provinz Bozen und freie Publizistin; ein Meilenstein ist ihr „Frauen im Aufstieg. Auf Spurensuche in der Alpingeschichte“ (2011). Der Titel ihres neuen Buches bezieht sich auf einen Satz aus John Murrays Reiseführer „A Handbook for Travellers in Southern Germany“ von 1837, darin die Dolomiten als „teethed like the jaw of an alligator“ bezeichnet sind.
Ingrid Runggaldier vereint in ihrem Buch Auszüge aus Werken der Weltliteratur genauso wie Reiseberichte, Briefe und Tagebücher, und zwar aus dem 19. Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; zeitgenössische Literatur, zum Beispiel die vielen Dolomiten-Krimis, sind nicht berücksichtigt. Etliche Textauszüge aus dem Englischen, Französischen oder Italienischen wurden erstmals ins Deutsche übersetzt, wie eben die Erinnerung von Mary Varale. Doch wir lesen nicht nur die Texte des Geologen und Namensgebers Dolomieu, der Pioniere Josiah Gilbert und George C. Churchill, des Reisebuchautors Karl Baedeker, des Zionisten Theodor Herzl, des italienischen Dichters Giosuè Carducci, des Kriegsreporters Robert Musil, der Krimiautorin Agatha Christie oder der Begründerin des modernen Frauenbergsteigens Jeanne Immink. Sondern auch die Biografien der Schreibenden, angeseilt in der damaligen Zeit. Das Literaturverzeichnis umfasst 18 Seiten, das Register sieben.
Daniel Anker https://bergliteratur.ch/category/ankers-buch-der-woche/

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Blandine Pluchet: Die Vermessung der Berge.
Eine Wanderung zur Entdeckung der Weltgesetze.
Bergwelten Verlag, Wals bei Salzburg 2023. € 28,00. Was Steine und Sterne erzählen. Ein Buch, mit dem sich die (geologische) Welt der Berge besser verstehen lässt.
«Wir verabreden uns für einen Augustabend in den Cevennen, einer der schönsten Regionen Frankreichs, um nächtliche Panoramen zu betrachten. Carol Reboul und ihr Lebensgefährte haben mich dazu eingeladen, in der Abenddämmerung den 1421 Meter hohen Mont Bougès zu besteigen. Wir treffen uns auf dem Col du Sapet und wandern los, als die Sonne bereits tief am Himmel steht. Wir folgen Granitpfaden, die von krummen Buchen gesäumt sind, und unterhalten uns dabei über die Nacht. Im Vergleich zur Gâtine, wo ich herkomme, gibt es hier Chirons oder Granitblöcke im Überfluss. Die Gegend muss reich an Geschichten sein
style=“text-align: justify;“>Ist sie. Und ziemlich unbekannt. Das kleine Gebirgsmassiv des Bougès, auch Montagne du Bougès genannt, wird im Norden vom Massiv des Mont Lozère, im Südwesten vom Massiv des Mont Aigoual und im Westen von der Causse de Sauveterre eingerahmt. Der höchste Gipfel ist das Signal du Bougès. Die Gâtine Poitevine, wo die Autorin Blandine Pluchet herkommt, kennt man hierzulande auch nicht unbedingt. Doch auch dort warten spannende Geschichten, mit dem Felsenmeer bei Largeasse und offenbar dem Nabel der Welt – Orte, die auf der Übersichtskarte im Sachbuch der französischen Physikerin zu finden sind, wie das Schneefernerhaus an der Zugspitze oder das Jungfraujoch. Der Originaltitel des Buches lautet nur leicht bescheidener „Le grand récit des montagnes. Une randonnée scientifique à la découverte des lois du monde“. Die wissenschaftliche Wanderung findet, mit Ausnahme der nächtlichen Tour aufs Signal du Bougès, mehr symbolisch statt. Blandine Pluchet begibt sich an unterschiedlichen Stationen und mit verschiedenen Experten auf Spurensuche in Europa, wo zu verschiedenen Themen wie Geologie, Meteorologie, Glaziologie, Ozeanologie, Astrologie etc. auf höchstem Niveau geforscht wird, im Zeitalter der menschgemachten Klimaerwärmung aktueller denn je.
style=“text-align: justify;“>Darüber berichtet Blandine Pluchet, spannend und einfühlsam, manchmal auch geschwätzig, zuweilen für Laien knapp verständlich, ab uns zu auch banal. Den Ausflug aufs Signal du Bougès schliesst sie mit diesem Satz ab: „Die Dunkelheit ist voller Leben.“ Stimmt natürlich. Andere Aussagen sind leider zu revidieren: So ist der Strahler Jacques Balmat nicht „der erste französische Alpinst überhaupt“. Erstens stand er am 8. August 1786 nicht alleine auf dem Mont Blanc, sondern zusammen mit Michel-Gabriel Paccard (er bleibt freilich unerwähnt), und zweitens bestiegen Jean-Marie Couttet und François Guidet bereits am 17. September 1784 den Dôme du Goûter (4304 m) – die erste Besteigung eines Viertausenders überhaupt. Und noch eine Kritik: Die in Magenta gehaltenen Illustrationen von Laëtitia Locteau sorgen zwar für eine schöne Einheitlichkeit im Buch, strahlen teils aber eine gewisse Beiläufigkeit aus. Im Nachkapitel mit dem Signal du Bougès sieht man ein paar Baumsilhouetten und ein paar Sterne am Himmel, im Text nebenan ist von der Scheibe von Nebra die Rede, der ältesten bisher bekannten Darstellung des Himmelsgewölbes. Wie die wohl aussieht? Zum Glück gibt es Wikipedia.
style=“text-align: justify;“>Genug gelästert. Ihr habt bestimmt gemerkt, dass mich die „Wanderung zur Entdeckung der Weltgesetze“ nicht vom Sofa gerissen hat. Das tut die „Geologische Wanderung vom Gornergrat zum Riffelberg“ schon eher. Der Titel dieses rucksacktauglichen Führers ohnehin: „Zermatt: Safari im Meer“. Diese Wanderung habe ich schon ein paar Mal gemacht, doch nun muss ich sie wiederholen, Schritt für Schritt und Stein für Stein, weil die Geologen Michel Marthaler und Micha Schlup in Zusammenarbeit mit Nicolas Kramar mit vielen Fotos, Tabellen, Plänen und Karten erzählen, wie die Alpen entstanden sind, wo der Meeresboden wie gefaltet wurde, warum die Felsen so verschieden farbig leuchten. Selbstverständlich wird auch das Matterhorn, dieser Fixpunkt beim Bergabgehen zum Riffelberg, Schicht um Schicht analysiert. Der Cervino ist der stärkte Kontrast zum Signal du Bougès: hoch und spitzig der eine Gipfel, tief und rund der andere.
Daniel Anker https://bergliteratur.ch/category/ankers-buch-der-woche/

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Frauen

Marlies Czerny: 4000er LEBEN – Von Null auf die höchsten Gipfel der Alpen
Gipfelglück mal 82: Auf alle Viertausender der Alpen, 200 Seiten, zahlr. Fotos und farbige Illustrationen, Hardcover 14,5 × 21,0 cm; Verlag Bergwelten 2019, ISBN: 978-3-7112-0000-6;  auch als E-Book erhältlich, € 22,00.

Ulla Lohmann: Ich mach das jetzt! Meine Reise zum Mittelpunkt der Erde
240 Seiten, 16 x 22,2 cm, Benevento Verlag 1. Auflage Okt. 2017, ISBN-10: 9783710900235, € 19,00.

ÖAK-Mitglied Christl Gensthaler:
Frech genug musst‘ auch noch sein – Über den Watzmann bis zum Matterhorn
Gebundene Ausgabe: 260 Seiten, AS Verlag November 2017, € 26,90, ISBN-10: 3906055744, ISBN-13: 978-3906055749.

Armin Strohmeyer: Abenteuer reisender Frauen
304 Seiten, Piper-Verlag ISBN: 978-3-492-27431-9, € 10,30.

Ana Zirner: Alpensolo „Allein zu Fuß von Ost nach West“
271 Seiten, Hardcover, Malik-Verlag 2018, EAN 978-3-89029-512-1, ISBN 978-3-89029- 512-1 € 20,60.

Cheryl Strayed: Der große Trip: Tausend Meilen durch die Wildnis zu mir selbst
448 Seiten, gebundene Ausgabe od. Taschenbuch, 14.6 x 4.4 x 22.1 cm, ca. € 9.90 – 19.99, Kailash Verlag, ISBN-10: 3424630241, € 20,60/€ 10,30.

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Österreich

Walter Spitzenstätter: Ehrensache Leben retten
Eine Geschichte der Bergrettung Tirol
416 S., 339 Abb., 27 x 24 cm, Tyrolia 2019, ISBN 978-3-7022-3809-4, € 42,00; ÖAZ 1646. Der Titel ist ganz leicht irreführend, denn der Inhalt ist die Geschichte der Bergrettung ab 1946, der Zeitraum davor wird nur sehr komprimiert erzählt. Aber dann entwickelt sich ein monumentales Werk, der Autor hat sich durch sämtliche Protokolle seit Neugründung der Bergrettung nach dem 2. Weltkrieg durchgearbeitet und berichtet akribisch über jede Periode der verschiedenen Leiter der Bergrettung. Das füllt 370 Seiten des Buches. Es werden alle Entwicklungen im technischen Sinn, aber auch in der Organisation und Ausbildung detailliert beschrieben. Für den weniger eingebundenen Leser sind die spektakulärsten Bergungen jeder Epoche, sehr genau an Hand der Protokolle beschrieben, eingefügt. Der Autor unterschlägt auch nicht die Streitereien und Querelen, die in einer solchen Organisation vorkommen. Wenn jemand irgendetwas Genaueres zu einzelnen geschichtlichen Details in der Entwicklung der Bergrettung Tirols wissen will, in diesem Buch wird er fündig. Ein wirklich gewichtiges Werk, das vor allem Historiker in seinen Bann ziehen wird.    Ch. Zinkl

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Hans Egger: Bunte Steine
156 Seiten, zahlr. Farbfotos, topografische Karten, Hardcover 18,5 x 26 cm, Start- u. Zielpunkte mit öffentl. Verkehrsm. erreichbar, Verlag Anton Pustet, ISBN 978-7025-0991-0; € 25,00. Zu geologischen Raritäten aus den ober- und niederösterreichischen Alpen führt dieser interessante und bestens recherchierte Geoführer. Der Autor, leitender Geologe und Paläontologe an der Geologischen Bundesanstalt, stellt hier eine Auswahl an erdgeschichtlich markanten Orten zwischen Waidhofen/Ybbs und dem Höllengebirge, zwischen Vöcklabruck und Spital am Pyhrn vor. Jedes Kapitel enthält sehr gut verständliche Erklärungen zu Entstehung und Bedeutung der Fundstellen, ist bestens bebildert und mit Fundstellenkarten versehen. Seinen großen Erfahrungsschatz gibt der Autor in unterhaltsamer Weise an den Leser weiter und macht so aus einer „trockenen Wissenschaft“ ein höchst lebendiges und anschauliches Praxisbuch für eigene Entdeckungen. R. Wolf ÖAZ 1649

Wolfgang Kauer: Felsbilder der Alpen – Motive im internationalen Vergleich
269 S., 17,5 x 24,5 cm, Hardcover, Pustet Verlag, ISBN 978-3-7025-0932-3, € 28,00; ÖAZ 1646. Das Interesse „Felsritzungen“ aufzusuchen, ihr Alter zu hinterfragen und vor allem ihre Bedeutung herauszufinden, wurde im Laufe der letzten dreißig Jahre immer größer. Etliche Tourismusverbände „sprangen auf dieses Pferd auf“ und bieten mittlerweile geführte Wanderungen zu solchen Plätzen an. Doch die „alten Felskünstler“ machten es den modernen Menschen nicht leicht – deswegen blieben viele Kunststätten bis ins 20. Jh. verborgen – und das ist gut so! Jahrelange Geländebegehungen auf nahezu allen Kontinenten machten den studierten Kunst-erzieher Wolfgang Kauer zu einem der bedeutendsten Felsbildforscher Mitteleuropas. Interessanterweise geht es ihm vorrangig um die „Enträtselung des Gefundenen“ mit Hilfe archäologischer Methoden. Das Buch besteht aus drei Abschnitten: Felsbild-stationen der Südalpen, Stationen der Nordalpen und dem spannendsten Teil 3 – der Motivvorstellung (damit sollte man sich auch als Teilnehmer einer „Führungstour“ beschäftigen). Für alle an „Schönem abseits markierter Wege“ Interessierten eine äußerst wertvolle Neuerscheinung!    Roland Maruna

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Martin Prumetz: Das verlorene Paradies in der Höll
Ein Leben unter Rotwild, 224 Seiten, Bildband, Kral-Verlag 2016; ISBN: 978-3-99024- 448-7; € 29,90.
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Winfried Schatz (Hrsg.): 150 Jahre Alpenverein Innsbruck – ein Lesebuch für die Zukunft; ÖAZ 1646. Etwa 570.000 Mitglieder und 196 Sektionen hat der Österreichische Alpenverein – ein Zehntel davon entfällt alleine auf die Sektion Innsbruck, die im vergangenen Jahr ihr 150-jähriges Bestehen feierte. Eine Sektion mit überschaubarem Hüttenbestand (Bettelwurfhaus, Pfeishütte, FranzSenn-Hütte, Solsteinhaus und Semi-narhaus Obernberg), aber mit einem umfangreichen Ausbildungs- und Aktivitäten-programm. Zum Jubiläum präsentierte die größte AV-Sektion Österreichs ein 248 Seiten starkes Buch, dessen Themenvielfalt nicht nur für Vereinsmitglieder von Interesse ist. Vereinsgeschichte, Einsatz für den Naturschutz, Entwicklung der Bergrettung sind die Hauptthemen im ersten Teil des Bandes. Ein großer Abschnitt beschäftigt sich mit aktuellen Aufgaben wie Jugendarbeit, Sportklettern, Hütten, Wegen und den verschie-denen Alpinen Gesellschaften – sogar eine Prager Ortsgruppe mit 25.000 Mitgliedern gibt es! Als Lektüre unbedingt zu empfehlen. Für die ostösterreichischen ÖAK-Mitglieder ist die persönliche Freundschaft zum Sektionsvor-sitzenden Klaus Oberhuber und zum Bergrettungsreferenten Klaus Springfeld (beide Alpenklubmitglieder) eine große Bereicherung. Ich kenne niemanden im Klub, der nicht strahlt, wenn die beiden im Klubheim, oder beim Klubtreffen auftauchen – und das hat mit deren kulinarischem Marshallplan für die „armen Wiener“ nur zweitrangig zu tun. Wir bewundern ihren Einsatz für die Sektion, für Alpinwiki, Bibliothek und Archiv und freuen uns, wenn auch wir sie durch unsere Bilbliothek und unser Archiv unterstützen können.      RW

150 Jahre Alpenverein Südtirol: Alpinismus, Schutzhütten, Wege, Naturschutz und viele andere Alpenvereinsthemen im Wandel der Zeit sind in dieser fundierten Publika-tion zusammengefasst. Vorzugspreis für Mitglieder erhältlich (€ 15,00 für Selbstab-holer), € 29,90 im Buchhandel.

150 Jahre ÖTK – Mit Herz und Hand fürs Alpenland, Broschüre zum Jubiläum € 7,00.

Festschrift der Akademischen Sektion Graz
125 Jahre Mitgliedschaft im Österreichischen Alpenverein

Festschrift der AV-Sektion Liezen
Gleich drei Jubiläen vereint diese Festschrift: 90 Jahre Liezener Hütte, 100 Jahre Alpenverein Liezen und 100 Jahre Bergrettungsdienst Ortsstelle Liezen.

125 JAHRE ÖSTERREICHISCHER GEBIRGSVEREIN 1890-2015                                             Medieninhaber, Herausgeber, Eigentümer: Ö.A.V. Sektion Alpenverein Gebirgsverein 1080 Wien. Bezug und erhältlich in der Geschäftsstelle des ÖGV, 1080 Wien, Lerchen- felderstrasse 28, Preis: € 23,00.

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Großglockner-Hochalpenstraße – Erbe und Auftrag
500 Seiten, 28 Autoren, am 3. Aug. 1935 wurde die Großglockner- Hochalpenstraße für den Verkehr freigegeben.  ________________________________________________________________________

Alpenvereinsjahrbuch Berg 2021
€ 20,90. Seit 1949 erscheint das AV-Jahrbuch – als Nachfolger der früheren Zeitschrift des DÖAV – und ist damit wahrscheinlich das meistgelesene Alpinbuch im deutschsprachigen Raum. Herausgegeben wird es vom ÖAV, DAV und AVS gemeinsam im Tyrolia-Verlag, die Schwerarbeit liegt dabei aber sicher bei den erfahrenen Redakteuren Axel Klemmer und Anette Köhler. Gemeinsam mit dem Jahrbuchbeirat ist
ihnen auch diesmal ein äußerst vielfältiges, informatives und lesenswertes Werk gelungen. Die Gliederung in sechs Abschnitte ermöglicht eine übersichtliche Auseinandersetzung mit den verschiedenen Themen. In „BergWelten“ geht es um die vielen Facetten des Karnischen Hauptkammes (natürlich wieder mit beiliegender AV-Karte), beim „BergFokus“ dreht sich alles um das Thema Wandern.
„BergSteigen“ glänzt u.a. mit den Themen Mont Blanc, Bergrettung und einer Vorstellung bemerkenswerter, weltweiter alpinistischer Leistungen. Mit Andrea Eisenhut und Hermann Huber werden in „BergMenschen“ zwei legendäre Pioniere der Alpinszene vorgestellt und ein Einblick in die „Idee Donauland“ ermöglicht. Die Natur steht im Schnittpunkt des Themas „BergWissen“ und obwohl die Kultur erst den sechsten und letzten Abschnitt dominiert, so zeigt sich auch hier das Gesamtkonzept des AV-Jahrbuches: Vielfalt, Anregung zum Nachdenken, Auseinandersetzung mit aktuellen Entwicklungen. Inhaltlich und gestalterisch bestens gelungen und damit absolute Pflichtlektüre ! R. Wolf ÖAZ 1649

Herausgeber: DAV, ÖAV und AVS; Alpenvereinsjahrbuch „BERG 2020″
mit der neuen AV-Karte 3/2 Lechtaler Alpen, Arlberg 1:25.000, 256 Seiten, ca. 280 farb. Abb. und ca. 50 sw Abb., 21 x 26 cm, gebunden, € 20,90; Redaktion: Anette Köhler, Tyrolia-Verlag; ISBN 978-3-7022-3810-0; ÖAZ 1646. Das Standardwerk für Bergfreunde bietet wieder eine unglaubliche Themenvielfalt in bester inhaltlicher und optischer Qualität u.a.: Arlberg-Region und Lechtaler Alpen – der bekannte „Wetterflüsterer“ Karl Gabl aus St. Anton am Arlberg stellt die Bergwelt seiner Heimat vor. 2018 wurde das Wissen im Umgang mit Lawinengefahr in die UNESCO-Liste des Immateriellen Kultur-erbes aufgenommen. Wie es tagtäglich in einer der führenden Wintersportdestinatio-nen der Alpen gelebt wird, hat Stephanie Geiger unter die Lupe genommen. Darüber hinaus werden die kulturellen Spuren der, im oberen Lechtal ansässigen, Walser ver-folgt … Andi Dick beschreibt die Faszination des Eiskletterns im Wandel der Zeit. Woran man erkennt, dass die Bedingungen passen, erklärt Bergführer und Geograph Paul Mair. Wissenschaftler berichten vom Werden und Vergehen der Gletscher, vom Leben im und unter dem Eis und über die Frage, was – ökologisch betrachtet – kommt, wenn das Eis geht. Gottfried Leitgeb, seit 40 Sommern Hüttenwirt der Südtiroler Rieserfernerhütte, erzählt von den Veränderungen, welche die Hütte und ihre Umgebung im Lauf seines Lebens infolge der globalen Erwärmung erfahren haben. BergKultur setzt mit Erzählun-gen von Robert Renzler, Nicholas Mailänder und Rudolf Alexander Mayr einen literari-schen Schwerpunkt und schaut sich um, wie Bergfilme das Bild der Berge und vom Bergsteigen prägen. Eine nahezu unglaubliche, aber wahre Geschichte aus den Zeiten des Eisernen Vorhangs erzählt Pit Schubert: ein packendes Beispiel von Zivilcourage und Chuzpe – 30 Jahre nach dem Fall der Berliner Mauer und der deutschen Wiedervereinigung.   GR

Alpenvereinsjahrbuch Berg 2019
Redaktion: Anette Köhler, Tyrolia-Verlag; 256 Seiten, ca. 280 farb. und ca. 50 sw Abb., 21 x 26 cm, geb., ISBN 978-3-7022-3695-3, € 18,90; mit AV-Karte 44, Hochalmspitze-Ankogel  1:25.000

Alpenvereins-Jahrbuch BERG 2018, 2017, 2016 …
Redaktion Anette Köhler, Tyrolia Verlag

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GB, USA

Robert Peroni: Kälte, Wind u. Freiheit – Wie die Inuit mich den Sinn d. Lebens lehrten; 240 S., Hardcover, Malik-Verlag, ISBN: 978-3-89029-452-0, € 23,70. 

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The Alpine Club, The Alpine Journal 2020
418 Seiten, gebundene Ausgabe, Verlag Alpine Club; ISBN 10: 0956930999; ISBN 13: 9780956930996. Anders als im amerikanischen Alpine Journal liegt der Schwerpunkt beim britischen Jahrbuch bei Berichten über international große Erfolge der eigenen Bergsteiger.
Gleich der erste Beitrag schafft allerdings auch eine Verbindung zum ÖAK, denn die Gruppe um Tom Livingstone nahm sich die extreme Erstbesteigung der Nordwand des Koyo Zoom, 6.872 m, vor – eines wunderschönen pakistanischen Gipfels, der 1968 von einer Expedition unter der Leitung Albert Stamms über den Ostgrat erstbestiegen wurde. Neben den alpinen Erlebnisberichten aus den Alpen, Schottland, Nordamerika, dem Himalaya usw. gibt es aber auch eine interessante Auseinandersetzung mit dem Thema Bergmalerei. Historischen Alpinthemen, z.B. über die Everst-Expedition von 1936 und biografische Notizen über Georges Livanos und Gertrud Bell, sowie zahlreiche Buchbesprechungen ergeben eine interessante alpine Rückschau aus britischer Sicht. Reinhard Wolf  ÖAZ 1650

Ed Douglas: The Alpine Journal 2018; 474 Seiten, viele Farbfotos, Englisch, heraus-gegeben vom englischen Alpine Club, ÖAZ 1645.
Die Taten der heutigen Jugend stehen gleich am Anfang. Der Brite Houlding, der Franzose Burgun und der Neuseeländer Sedon haben sich in der Antarktis auf Skis und samt Schlitten mittels Winddrachen hunderte Kilometer ziehen lassen, um weit im Landesinneren die Berggruppe ,The Spectre‘ zu erreichen. Zum Glück ist unterwegs nur ein Schlitten in eine Gletscherspalte gefallen, und kein Mandl. Bei entsprechender Kälte und Wind wurde der Hauptgipfel bestiegen und auf die gleiche Art wie vorher wieder der Landeplatz der Flieger am Union Glacier erreicht.
Zwei Engländern, Tibbetts und Sim, offensichtlich meistens in Chamonix lebend, gelang eine Erstbegehung auf die Aguille du Jardin über den Westpfeiler (TD+,VII,500 m). Dieser Viertausender liegt am Ostgrat der Aguille Verte. Der Beschreibung der Begehung ist eine Story über Karl Blodig angeschlossen. Im Jahr 1911 war Blodig der Meinung, alle Viertausender der Alpen bestiegen zu haben. Später realisierte er, dass Grande Rocheuse und Aig. du Jardin auch zu den selbständigen Viertausendern zählen. 1932 mit 72 Jahren bestieg er vom Argentiere-Tal beide Gipfel mit Biwak.
Das Bergmassiv Arjuna in den Kishtwar-Bergen der indischen Provinz Jammu und Kashmir, ca. 6100 m hoch, hat bisher nur wenige Besteigungen erfahren. Die Engländer Silvestre, Hawthorn und Graham erstiegen in vier Tagen den Westpfeiler des Arjuna Süd über eine neue Route, vorwiegend in schönem Fels (5.11, M5, 1400m). Benannt haben sie die Tour Gandiva, nach dem Bogen des Heroen Arjuna im Epos Mahabharata.
Das Pro und Kontra des führerlosen Bergsteigens wurde im 19. Jahrhundert leidenschaftlich diskutiert. Im diesbezüglichen Artikel wird erwähnt, dass die Zahl der ,Führerlosen‘ hauptsächlich in den Ostalpen schnell anstieg, wo die Bergtouren vorwiegend im felsigen Gelände liegen, und das Geschick der jungen Kletterer schnell das Können der Bergführer übertraf.
Anlässlich des hundertjährigen Jubiläums des Endes des ersten Weltkrieges sind zwei Artikel diesem Geschehen gewidmet, auch im Bezug zu Österreich und ÖAK. So wird vermerkt, dass Ehrenmitgliedern des Alpine Clubs, die aus Deutschland oder Österreich stammten, die Ehrenmitgliedschaft entzogen wurde. Unter ihnen auch dem dritten ÖAK-Präsident Prof. Carl Diener. Die Kämpfe in den Dolomiten werden ausführlich geschildert. Es wird das Bemühen des Wiener Professors Walther Schaumann erwähnt, damit diese Ereignisse nicht in Vergessenheit geraten. Zu seiner Arbeit gehört das Anlegen des ,Friedenspfades‘ in den Karnischen Alpen und die Gründung des Museums in Kötschach-Mauthen. Schaumann‘s Kinder waren übrigens aktive Mitglieder der Bergsteigergruppe der ÖAV Sektion Edelweiss. Ein beachtlicher Teil des Journals umfasst Kurzberichte über Bergsteigen in allen Ecken der Erde. Unter den Buchbesprechungen sind zwei, die auch Nachrufe sein könnten. Es sind Autobiographien von Erhard Loretan und Ueli Steck.        SchP

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Ed Douglas: The Alpine Journal 2016
480 Seiten, Englisch, € 27,98.
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Herausgeber: American Alpine Club The American Alpine Journal 2020
368 Seiten, Sprache: Englisch, Taschenbuch, ISBN-10: 0999855689, ISBN-13: 978-0999855683
Der größte amerikanische Klettersportverband, der American Alpine Club (AAC) mit Sitz in Golden, Colorado, wurde 1902 gegründet. Tätigkeitsschwerpunkt sind Bergexpeditionen, Forschung und Naturschutz. Er ist Herausgeber des 1929 erstmals erschienenen American Alpine Journal (AAJ). In Kurzform werden ausgewählte, weltweite Expeditionen, Neutouren, Wiederholungen oder Versuche beschrieben, wobei aus den Alpen nur wenige Berichte Eingang fanden. Indirekt spielen Österreicher aber eine größere Rolle in der Berichterstattung, etwa mit der Erstbegehung und dem tragisch verlaufenden Lawinenunglück am Howse Peak (Hansjörg Auer, David Lama und Jess Roskelly – berichtet von Vater John Roskelly), einem Kurzbericht von Christian Stangl zu seiner Erstbegehung am Cerro della Ramada, oder der freien Begehung der Magic Mushroom am El Capitan durch Barbara Zangerl und den Südtiroler Jacopo Larcher (Zangerl hat bisher schon fünf große Routen am El Capitan frei begangen). Durch die aktuelle Corona-Situation vermutlich unterbrochen, zeigt sich besonders der Trend, neben den traditionellen Expeditionszielen in Himalaya, Alaska oder den Anden, extrem entlegene Gebiete aufzusuchen und mit eindrucksvollen Bildern zu beschreiben, ob in Indien, Norwegen oder Sibirien. Reinhard Wolf  ÖAZ 1650

The American Alpine Journal 2019
Mit den ,Milestones‘ des Jahres 2018 beginnt das Heft. Die üblichen Verdächtigen: der Deutsche Alex Megos kletterte in Spanien Route 9b+/5.15c, Adam Ondra in Frankreich eine 9a/5.15a. Und die Deutsche Katrin Lehman schaffte 8C/V15-Boulder in der Basler Jura. Unter den ,Milestones‘ sind auch ,Dry-tool‘-Höhlenklettereien ,D16‘ in Polen und den Dolomiten angeführt. Auf keiner dieser Touren wurde ,Figur 4‘ angewendet (Knie über Ellbogen), daher sind sie echte ,Dry-tools‘. Man lernt nie aus. Das Traurige folgt. Posthum berichtet David Lama über Versuche mit Conrad Anker den unbestiegenen Lunag Ri in Rolwaling Himal zu ersteigen. Nach dem Conrad schwer erkrankte und nicht mehr mitmachen wollte, gelang David im Oktober 2018 eine Solo-Erstbesteigung über den ca. 1500 m hohen NW-Grat. Wilde Videos von Dry-tooling-Passagen sind im Internet zu finden. Ein fantastisches Cover-Bild, von einer Drohne aufgenommen, belegt die Besteigung. Weiters kommen die Schifahrer zu Wort. Nach der Besteigung des K2 fuhr der Pole Andrzej Bargiel zuerst über die Abruzzi Ridge hinunter, wechselte dann zur Cesen-Route und zur Kukuczka-Piotrowski-Route. Auch die erste Schifahrerei in der Lhotse-Rinne ist detailliert beschrieben, mit einem schönen vom Everest geschossenen Lhotse-Bild in der Morgensonne. Im September 2018 gab es genug Schnee, so dass Amerikaner Hilaree Nelson (sie) und Jim Morrison auch die engsten Teile der Rinne seitlich mit Schi hinunter rutschen konnten.
Der Nordwesten Nepals wird eher selten besucht. Beinahe 100 Gipfel über 6000 m wurden dort gezählt, davon sind bis Anfang 2019 nur 36 bestiegen. In 8 Abschnitten fasste Freeman-Attwood alle wichtigen Informationen über Zugang, Besteigungs-möglichkeiten und bisherige Aktivitäten zusammen. John Harlin III macht sich Gedanken über die rapid schwindende Vereisung in den Alpen, die zu Steinbrüchen werden – leider nicht allzu neu. Schon vor Jahrzehnten wurden wir z.B. vor der Dru Nord gewarnt – zu viel Steinschlag durch Erwärmung. Aber, vielleicht sind inzwischen alle ,Locker‘ runter gefallen, oder?
Den vorwiegenden Teil des Journals bilden kurze Besteigungsberichte weltweit, auch von Neuseeland mit neuen Routen am Mt. Cook. Am Latok I im Karakorum bestiegen Russen Gukov und Glasunov als Erste den Nordgrat, jedoch ohne Gipfel. Am Abstieg stürzte Glasunov zu Tode. Außerordentliches liest man über den Denali (Mt. McKinley). Den Amerikanerinnen Astorga und Chase gelang die erste Damenbegehung der Top-Route ,Slovak Direct‘ in 4 Tagen. Colin Haley kletterte die Cassin Ridge solo in 8 Stunden. In den Mendenhalls in Alaska gelang Ryan Johnson mit Marc-André Leclerc die erste Durchsteigung der ,Main Tower‘-Nordwand. Vom Gipfel schickten sie noch Fotos. Beim Abseilen vom Ostgrat stürzten beide tödlich ab. Buchbesprechungen der aktuellen englischsprachigen Bergliteratur, sowie ,In Memoriams‘ von alpinistischen Größen (Jim Bridwell, Tom Frost, Jeff Lowe) schließen das Journal ab. Peter Schier

The American Alpine Journal 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013 …
etwa 260 Seiten mit vielen Bildern, Englisch.

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Arktis/Antarktis

John Franklin/Detlef Brenneke: Ins arktische Amerika
320 Seiten, Edition Erdmann, 2. Auflage 2020, EAN: 978-3-86539-847-5; € 24,00.
Mehr als 400 Jahre lang suchten die großen seefahrenden Nationen nach einer Durchfahrt durch das Nordpolarmeer. Das Zauberwort hieß „Nordwestpassage“ – das ist der etwa 5780 Kilometer lange Seeweg, der nördlich des amerikanischen Kontinents den Atlantischen Ozean mit dem Pazifischen Ozean verbindet. Es war die Suche nach einer viel kürzeren Alternative zu Magellans Südroute von 1520, die um Südamerika herum nach Asien führte. Das Wissen um diese extrem gelegenen Gebiete war selbst am Beginn des 19. Jh. noch gering. Der komplizierte Küstenverlauf, die zahlreichen Inseln, das Landesinnere mussten im wahrsten Sinne erst entdeckt und erobert werden. Einer dieser unglaublich wagemutigen und von Wissensdrang beseelten Entdecker ist mit seiner letzten Expedition in diese Region als traurige Berühmtheit in die Geschichte eingegangen: John Franklin. 1845 wurden er und seine 134 Matrosen und Offiziere zum letzten Mal an der Nordwestküste Grönlands gesehen. Im Eis eingeschlossen, geschwächt von Krankheiten und Unterernährung, versuchten die 104 Überlebenden das Festland zu erreichen. Die jahrelange Suche nach den Verschollenen brachte neben einem kleinen Matrosengrab eines der berührendsten Dokumente der Polarforschung zutage. Unter einem Steinhaufen entdeckte William Robert Hobson einen Zettel, durch den mitgeteilt wurde: „Sir John Franklin starb am 11. Juni 1847“.
Das vorliegende Buch dokumentiert John Franklins erste Landexpedition aus den Jahren 1819-1822. Ziel war die Vermessung und Kartierung der Nordküste Amerikas. Auf dem Globus nur ein winziger Abschnitt, führte die Route über tausende von Kilometern von der Hudson Bay – mittels 12 m langer Kanus – durch die nahezu unbesiedelten Gebiete von Manitoba, Sasketchewan in die Northwest Territories entlang von Flüssen, durch Indianer- und Wildtiergebiete, um die Küste an der Mündung des Coppermine-Flusses zu erreichen. Unglaubliche Strapazen, Kälte, Hunger, Ermordung von Mitgliedern der Expedition – was sich zuhause im warmen Lehnstuhl so spannend liest, war eine Herausforderung, die zu überleben eine Meisterleistung darstellt. Mit Akribie hielt Franklin alle Ereignisse, alle neuen Erkenntnisse über Bevölkerung, Geografie usw. in Tagebüchern fest, was ihm nach seiner Rückkehr die Ernennung zum „Fellow der Königlichen Geographischen Gesellschaft“ einbrachte.
Das Vorwort des Herausgebers Detlef Brenneke umfasst auch die 2. Expedition Franklins, seine Zeit als Gouverneur Tasmaniens und sein tragisches Ende. Allerdings würde ich empfehlen, das Vorwort als Nachwort zu lesen. Mit ihrem Verlagsprogramm liefert die Edition Erdmann immer wieder hervorragende Literatur zu den großen Entdeckern und Entdeckerinnen („Die kuehne Reisende“). R. Wolf ÖAZ 1649

Erich von Drygalski: Zum Kontinent des eisigen Südens
368 S., Leinen mit Schutzumschlag, Edition Erdmann 2020, EAN: 978-3-86539-856-7; € 24,00. Bei den Begriffen Südpol und Expedition wird man meist zuerst an Ernest Shackleton, Roald Amundsen und Robert Scott denken, deren „Wettlauf“ in den eisigen Süden ganze Bücherschränke füllt. Weniger bekannt ist da die sogenannte Gauß-Expedition am Beginn des 20. Jahrhunderts, also 10 Jahre vor Amundsens „Eroberung“ des Südpols. Sie war die erste deutsche Antarktisexpedition und wurde vom Polarforscher und Geologieprofessor Erich von Drygalski auf dem Großsegler „Gauß“ unternommen. Das Ziel der Expedition war die Erforschung des unbekannten Gebietes südlich der Kerguelen. Die Expedition hatte streng wissenschaftliche Ansprüche, was sich durch die umfangreichen naturwissenschaftlichen Arbeitsaufgaben und die Auswahl der Teilnehmer dokumentiert – u.a. der bayerische Bergsteiger und Meteorolge Josef Enzensperger – Namensgeber einer alten Klassikerführe an der Kleinen Halt, der im Rahmen der Expedition an der gefürchteten Vitaminmangelerkrankung Beriberi starb. 1901 verließ die „Gauß“ Kiel und gelangte über Kapstadt und die Kergeulen bis zum Antarktischen Festland. Das Schiff blieb hier fast ein Jahr im Eis stecken und wurde
kurzerhand zur Forschungsstation umfunktioniert: Die Reise wurde zu einem bedeutenden wissenschaftlichen Erfolg, mit erstmaligen geographischen, zoologischen und meterologischen Entdeckungen. Im Vorwort zu Drygalskis detailliertem Expeditionsbericht erzählt die Herausgeberin Cornelia Lüdecke die Vorgeschichte zum Entstehen dieser Expedition. Spannend berichtet Drygalski von seinen Überlegungen zu den täglich neuen Herausforderungen, über den Ideenreichtum Experimente im eisigen Süden durchzuführen, über die Detailkenntnisse von Wissenschaftlern und Mannschaft, vom Umgang mit Schlittenhunden und Robben (der aus heutiger Sicht eher suspekt ist) und gibt Einblick in den hohen Standard der Forschung vor 120 Jahren. Absolut lesenswert – nicht nur für Freunde des „Eisigen Südens“. R. Wolf ÖAZ 1649

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Buddhismus/Himalaya

Matthieu Ricard: Gesichter des Buddhismus
192 Seiten, Bildband in Schwarz-Weiß, Gebundene Ausgabe, 22 x 2,2 x 29,7 cm, Verlag
Frederking & Thaler; 1. Auflage 2016, ISBN: 3954162024, € 29,99.

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Berg der Götter – Religionen am Kailash
144 Seiten, Format 135×205 mm, Zahlreiche Skizzen, Fotos in Farbe und Schwarzweiß,
Weishaupt Verlag, ISBN: 978-3-7059-0038-7, € 21,70.

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Herbert Tichy: Die Wandlung des Lotos
Ein Indienbericht mit Illustrationen von Herwig Zens und einer aktuellen Analyse von Willi Germund, 330 Seiten, zahlreiche Abb., Hardcover, Neuauflage 2016 (1. Auflage 1951
Ullstein Verlag). Im Buchhandel oder bei Edition Sonnenaufgang/Verena Kienast, 1040 Wien, Schikanederg. 12/14 Fax: +43 1 115227243; Email: verena.kienast@aon.at – mvw.herbert-tichy.at; ISBN 978-3-9501591-6-5.
€ 28,60.

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Psychologisches/Philosophisches …

Erich Hackl: Am Seil – Eine Heldengeschichte
128 Seiten, Geb. Ausgabe: 12,1 x 1,7 x 18,8 cm, Diogenes; Auflage: 1 Juli 2018, € 20,00, ISBN-10: 3257070322, ISBN-13: 978-3257070323.

Stefan Gatt
Survival Handbuch Führung – Aus Extremsituationen für den Berufsalltag lernen
192 Seiten, gebunden, Format 15,8 x 1,7 x 23,6 cm; EBook inside, Carl Hanser Verlag Juni 2016; ISBN 978-3-446-44373-0; € 24,99.

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Edo Popović: Anleitung zum Gehen Originaltitel: Prirucnik za Hodace                                    176 Seiten, mit schlichten Farbfotos, gebundene Ausgabe, 13,9 x 2 x 21,1 cm, Luchter- hand Literaturverlag 2015, ISBN 978-3630873565, € 16,99.

Benjamin Spielmann: Im Übrigen ging man zu Fuss 
Alltagsmobilität in der Schweiz von 1848 bis 1939, 240 Seiten, viele Archivbilder und Grafiken in Farbe, A4, Softcover, LIBRUM Publishers & Editors LLC, 2020; ISBN 978-3-906897-36-3, € 65,00. Grundlegende Entwicklungen der Alltagsmobilität in der Schweiz von Mitte des 19. Jh. bis zum Zweiten Weltkrieg. Ausgebaute Straßen- und Schienennetze sowie moderne Verkehrsmittel spielten damals eine untergeordnete Rolle. Wenig Freizeit, geringe finanzielle Handlungsspielräume, kleine räumliche Aktionsradien, der dürftige Straßenzustand, die hohe Pannenanfälligkeit der Automobile und der beengte Platz in Eisenbahnen und Trams trugen dazu bei, dass der Großteil der Bevölkerung damals zu Fuß ging – nicht nur in der Schweiz. Anhand von sechs Biografien ergänzt der Autor seine Forschung durch individuelle Perspektiven, wobei das Mobilitätsverhalten von den Bedürfnissen des Alltags geprägt war. Es bestanden kaum finanzielle und zeitliche Spielräume für individuelle Mobilitätsbedürfnisse. Die Arbeit in der Landwirtschaft und in der Fabrik sowie häusliche Verpflichtungen gaben die Tagesstrukturen vor. G. Reinisch-Indrich ÖAZ 1648

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Michael Jahn et al.: Chancengleichheit in einer (un)moralischen Sportwelt(?)
123 Seiten, 8 SW Bilder, 6 Autorenbilder SW, Ikon Verlags GesmbH, Brunn/Gebirge 2016; ISBN 978-3-99023-447-1; € 19,90. 
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Humor

Maximilian Reich: Reisemuffel an Bord
288 Seiten, Taschenbuch, Format 13,5 x 20,5 cm, Benevento Verlag 2019, ISBN-1378371 0900 457, € 16,00. ÖAZ 1645. Abenteuer? Nein Danke. Urlaubsreisen ins Ausland? Bloß nicht. Daniel Klopfbichler bleibt gerne in seiner Komfortzone, die nicht größer ist als ein IKEA-Bad. Warum sollte man sich auch 14 Stunden in ein Flugzeug quetschen, um sich danach einen Sonnenbrand am Strand zu holen? Dann lieber zu Hause bleiben. Gott lebt in Frankreich? Selbst schuld. Erst als das Geld für die Miete nicht mehr reicht, nimmt er aus purer Not das Angebot einer Zeitschrift an, eine Reisekolumne zu schreiben. Mit feinem Humor und einer Menge eigener Reiseerfahrungen erzählt Maximilian Reich vom Urlaubsmuffel, der wider Erwarten doch noch zum Abenteurer mutiert. Mit einer Portion Selbstironie lässt Daniel Klopfbichler seine Leser daran teilhaben, wenn er in Brasilien beinahe verheiratet wird, wilde Stiere ihn in Pamplona aufspießen oder in Thailand gegen Kung-Fu-Kämpfer bestehen muss. Bis er eine junge Fotografin kennenlernt, die ihn auf seinen Reisen begleitet und das Gegenteil von ihm ist: wild, experimentierfreudig, abenteuerlustig … Wohl überlegte Texte, die dazu anregen, die eigenen Urlaubs- und Reisetätigkeiten von einem anderen Blickwinkel aus zu betrachten, mit der grundsätzlichen Frage im Hintergrund: Brauch ich das wirklich zu meinem Glück oder kann ich meine Freizeit vielleicht nachhaltiger und erholsamer verbringen?     GR

Hans Zippert: Zippert steigt auf
160 Seiten, div. Farbfotos, Hardcover 12,0 × 21,0 cm; Verlag Bergwelten 2019, ISBN: 978-3-7112-0006-8, € 18,00. https://www.bergwelten.com/lp/zippert-steigt-auf                             

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Bräuche & Sagen

Clemens M. Hutter: Gruselwandern in Salzburg
272 Seiten, 34 SW-Bilder, 2 Landkarten in den Buchdeckeln, 39 Kartenausschnitte, 11,5 x 18 cm, Verlag Anton Pustet, Salzburg 2018, € 22,00.

Reinhard Kriechbaum: Tannenbaum und Bohnenkönig
256 Seiten, 60 Farbbilder, 5.7cm x 12 cm, Hardcover mit Stanzung, Verlag Anton Pustet, Salzburg 2018, ISBN 978-3-7025-0908-8, € 19,95.

Veronika und Karl Pangerl: Salzkammergut und Pyhrn-Priel in seinen Sagen
180 Seiten, 56 Abb. in Farbe oder Schwarz-Weiß, Hardcover, Verlag Bibliothek der Provinz 2015, ISBN: 978-3990285176, € 22,00.

Sandra Galatz: Bräuche im Salzkammergut – Gelebte Tradition im Jahreskreis
206 Seiten, 136 Farbbilder, 7 Aquarelle,13 SW- Altbilder, Hardcover 17,5 x 24,5 cm, Verlag Anton Pustet Salzburg, März 2020, ISBN 978-3-7025-0948-4, € 25,00.
Ob gewollt oder ungewollt – jedenfalls trifft der für solche „Zufallsabsichten“ bekannte Salzburger Pustet Verlag mit vorliegendem Buch – in der momentanen schwierigen Zeit – genau das Richtige. Der globale Unruhegeist mit seinem permanenten Streben nach Weiterentwicklung hat unerwartet einen Einbruch erlebt. Plötzlich bietet sich uns allen Zeit zur Beschäftigung mit „auf später Abgelegtem“. Und genau deswegen kommt das neue Buch der Gmundner Ethnologin Sandra Galatz zum richtigen Zeitpunkt. Der Begriff „Brauchtum“ wird in der Öffentlichkeit häufig nicht richtig verstanden – weil über die Entstehungsgeschichte des „wann/warum/wieso“ zumeist zu wenig bekannt ist. Galatz erstellt mit diesem Buch erstmals eine vollständige Sammlung aller Bräuche des sogenannten „zehnten Bundeslandes“. Die meisten dieser 64 Bräuche sind ca. 150 Jahre alt, einige haben aber auch sehr viel ältere Ursprünge. Nahezu alle entstammen dem Rhythmus des ländlichen und bergmännischen Arbeitsjahres, wurden dann häufig durch den Einfluss der Kirche (Re- und Gegenreformation) und später des Tourismus umgewandelt. 151 informative Bilder unterstützen die jeweiligen Erklärungen bestens, beginnend mit dem „Neujahrs-Böllerschießen“ über die „Raunacht-Perchten“, die „Glöckler“, „Sternsinger“ des Mittelalters über die vielen Besonderheiten der „5. Jahres-zeit“ (Fasching), dem „Narzissenfest“ und den Seeprozessionen zu Sonnwendfeiern im ersten Teil. Der Sommer selbst war von alters her sehr braucharm (bedingt durch Feld- und Waldarbeit), erst der aufkommende Fremdenverkehr sorgte für publikumswirk-same Feste. Der Herbst mit dem mittlerweile weltberühmten „Ausseer Kiritag“ und dem „Liachtbratlmontag“ in Ischl leitet zu den Adventbräuchen über. Auch der „Import-brauch Halloween“ findet hier Platz. Insgesamt ein großartiges Sammelwerk, das uns Autorin Galatz hier serviert, das wohl jedem Salzkammergutreisenden (ob berg- oder kulturinteressiert) zur Vertiefung des Wissens um diesen – für den Rezensenten jeden-falls – schönsten Teil Österreichs dient. Oder wissen Sie was Strohschab, Bartl, Kram-bamperl oder Seitlpfeifer sind? Roland Maruna

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Camping …

Torsten Berning: Die besten Wohnmobilstellplätze Österreich
Außergewöhnliche Orte für den perfekten Urlaub auf vier Rädern
160 Seiten, ca. 120 Farbbilder, Format 16,5 x 23,5 cm; Klappenbroschur mit Fadenhef-tung, Bruckmann Verlag 2019, ISBN: 9783734312281; € 19,99.

Torsten Berning: 99 x Wohnmobilstellplätze unter 10 € in Deutschland, 192 Seiten, ca. 120 farb. Abbildungen, Format 12,0 x 18,5 cm, Klappenbroschur mit Fadenheftung,  Bruckmann Verlag 2019, ISBN: 9783734313066; € 14,99. Wildcampen schont zwar die Urlaubskasse, ist aber auch mit dem Wohnmobil fast überall verboten – wen wundert‘s, zu oft wurden Müll und Chemietoilletten in der Natur entsorgt oder diese als Open Air-WC missbraucht. Schöne Wohnmobil-Stellplätze gibt’s schon für geringe Gebühren und einige davon bieten sogar einen ähnlichen Luxus wie Campingplätze – meist mit weniger Trubel rundherum. Aber wie findet man sie? Einige davon werden dezent im Internet beworben oder in Führern wie diesem mit anregenden Bildern. Auch Deutschlands angrenzende Gebiete wurden hier miteinbezogen und Stellplätze, auf denen Urlaubsfeeling aufkommt – am Ufer von Seen und Flüssen, bei Gasthäusern, mit Bergblick usw. Bezahlt wird nur, was genutzt tatsächlich wird. So kann man sparen und dennoch seinen Urlaub genießen. Zu beachten ist allerdings, dass die Aufenthaltsdauer auf Stellplätzen begrenzt ist. Aber mit diesem Führer kommt man in die schönsten Regionen ganz Deutschlands. GPS-Daten helfen dabei.

Isabel Speckman: Die 500 besten Camper Hacks, die du kennen musst; 224 Seiten, ca. 200 farbige Abbildungen, Format 12,3 x 19,1 cm, Broschur, Bruckmann Verlag 2019, ISBN: 9783734312786; € 19,99. Camping und Biwak sind nichts Neues für Alpenklub-Mitglieder. Ihr macht das seit Jahren und wisst bestens Bescheid? In diesem Buch werdet ihr noch einiges finden, das selbst euch das Übernachten im Freien erleichtert – mit Tipps der Camping-Küche, Camper-Etikette auf Stellplätzen, praktischen Checklisten zur Reiseplanung und Umsetzung …

Femke Creemers, Marijn de Wijs: Happy Campers – Glück auf Rädern
256 Seiten, ca. 150 Farbbilder, Hardcover 19,0 x 24,5 cm; Bruckmann Verlag 2019, ISBN: 9783734314681, auch als eBook erhältlich; € 24,99.

Femke Creemers: Camp & Cook – Happy Campers Lifestyle
160 Seiten, ca. 200 farbige Bilder, Format 22,0 x 16,0 cm; Broschur mit Fadenheftung, Bruckmann Verlag 2019,  ISBN: 9783734306846, auch als eBook erhältlich; € 14,99.